Oberhausen. . Scharfe Kritik in Richtung Arbeitgeber, Bundesregierung und örtliche CDU übte die stellvertretende Vorsitzende des DGB-Stadtverbands Oberhausen und Verdi-Geschäftsführerin, Henrike Greven, beim Arbeitnehmerempfang der Stadt am Mittwoch, 30. April.

Scharfe Kritik in Richtung Arbeitgeber, Bundesregierung und örtliche CDU übte die stellvertretende Vorsitzende des DGB-Stadtverbands Oberhausen und Verdi-Geschäftsführerin, Henrike Greven, beim Arbeitnehmerempfang der Stadt am Mittwoch, 30. April: Der Unternehmerlobby warf sie eine Schmutzkampagne gegen den Mindestlohn vor, der schwarz-roten Koalition in Berlin den Bruch des Versprechens, die Kommunen zügig finanziell bei der Eingliederung von Behinderten zu entlasten, und erschreckend findet sie es, dass die Oberhausener Christdemokraten weitere 100 Stellen im öffentlichen Dienst streichen wollen.

Steigende Arbeitsbelastungen

Letzteres sei eine „absurde Forderung“ angesichts der Streichung von über 1000 Stellen in den letzten 25 Jahren. Die Arbeitsbelastung der Beschäftigten sei massiv gestiegen, mit bedenklichen Auswirkungen für deren Gesundheit.

Mit dem diesjährigen DGB-Motto zum 1. Mai, „Gute Arbeit. Soziales Europa“, hatte zuvor Oberbürgermeister Klaus Wehling die rund 60 Gäste im Zentrum für Ausbildung und berufliche Qualifikation begrüßt. Gute Arbeit brauche zwei wesentliche Voraussetzungen: „Einen gut laufenden Wirtschaftsmotor und gut ausgebildete Fachkräfte. Das Eine geht nicht ohne das Andere. Darum legen wir in Oberhausen allergrößten Wert auf Bildung und Ausbildung.“

In diesem Zusammenhang wies er auf zwei Projekte hin: So nehme Oberhausen als eine von 18 Modellstädten am NRW-Projekt „Kein Kind zurücklassen“ teil und es engagiere sich mit dem Programm „Kein Abschluss ohne Anschluss“. Bereits vor dem Ende der Schulzeit oder nach der Lehre sollen Lehrer und Ausbilder gemeinsam mit den betroffenen Jugendlichen berufliche Perspektiven entwickeln. „Wir wollen niemanden zurücklassen. Jeder Jugendliche soll einen Ausbildungsplatz oder eine berufliche Qualifizierung bekommen.“

Über 1000 junge Menschen suchen Ausbildungsplatz

Ob Arbeitsverdichtung, Produktivitätssteigerung oder Leistungsdruck – für Wehling steht fest, dass es hier keine Entlastungen geben wird. „Da wird sich das Rad auch in Zukunft nicht mehr zurückdrehen lassen.“ Wie Greven positionierte sich der Oberbürgermeister eindeutig in der Mindestlohnfrage: „An dieser Stelle müssen wir kämpfen, da müssen wir eisern bleiben, liebe Kolleginnen und Kollegen.“

Für die Gewerkschaftsfunktionärin gibt es allerdings zwei Punkte, die in dem Gesetzesvorhaben dringend zu ändern seien. Während die große Koalition Minderjährige vom Mindestlohn von 8,50 Euro ausnehmen will, weil es sie davon abhalte, eine Ausbildung zu machen, stellte Greven klar: „Das ist Unsinn. Allein in Oberhausen suchen noch über 1000 junge Menschen einen Ausbildungsplatz.“

Und auch dass Langzeitarbeitslose ausgenommen werden sollen, weil sie unter Mindestlohnbedingungen keinen Job fänden, hält sie für unsinnig und schädlich, denn: „Dieser Logik folgend dürfte es nach zehn Jahren Hungerlohnrepublik Deutschland schon längst keine Langzeitarbeitslosen mehr geben.“