Oberhausen. . Eine Oberhausener Mutter meint: Das städtische Vergabesystem erfordert von den Eltern zu viel Aufwand.In etlichen Nachbarstädten dagegen sei eine Anmeldung längst online möglich.
Schlechte Erfahrungen mit der Tagespflegebörse hat Susanne W. (Name geändert) gemacht. Monatelang suchte die 42-Jährige einen Betreuungsplatz für ihren zweijährigen Sohn. Das städtische Platzvergabesystem sei für Eltern mit zu viel Aufwand verbunden, beschwert sie sich jetzt bei der WAZ. Ihr Lösungsvorschlag: „Oberhausen sollte wie Düsseldorf einen Kita-Navigator einführen."
Dann könnten Eltern auf den ersten Blick im Internet sehen, wo es noch freie Plätze gibt und ihre Anmeldung bequem online tätigen. Susanne W. will sich ab Juni als Unternehmensberaterin selbstständig machen. Zuvor war sie bei einem niederländischen Unternehmen beschäftigt. Bereits nach der Geburt hatte sie ihren Kleinen bei sechs Kindertageseinrichtungen angemeldet.
„Damit kann doch nichts schief gehen“, dachte sie. Doch weit gefehlt. Denn die Mutter konnte für ihr Kind dann doch keinen der begehrten Plätze in Osterfeld ergattern.
Tagesmutter sagte Termine ab
„Also fuhr ich zur städtischen Tagespflegebörse und erhielt dort einen Aktenordner, aus dem ich mir eine passende Tagesmutter aussuchen sollte“, erzählt die 42-Jährige. Sie vereinbarte einen Termin, damit sich Tagesmutter und Kind kennen lernen können. „Doch die Tagesmutter sagte den Termin zweimal ab.“ Da die Zeit drängte, Susanne W. hatte für April ein Vorbereitungsseminar gebucht und benötigte damit dringend an drei Tagen in der Woche eine Betreuung, eilte sie noch einmal zur städtischen Beratungsstelle. Dort erhielt sie auch rasch eine neue Adresse.
„Aber die zweite Tagesmutter hat erst ab August einen Platz frei“, stellte sie verärgert fest. Beim dritten Besuch in der Tagespflegebörse erfuhr sie: „In der Stadtmitte könnte ich sofort einen Platz erhalten, in Osterfeld allerdings ist nichts frei.“ Frühmorgens vor dem Seminar mit dem Bus in die Stadt? Knapp eine halbe Stunde hin und eine halbe Stunde zurück? Susanne W. ist klar: „Das schaffe ich nicht.“ Also ein Auto kaufen? Und das vor dem Start in die Selbstständigkeit, mit der ja schon genug Kosten verbunden sind? „Das wollte ich nicht.“
Verzweifelt informierte sich die Mutter im Internet – und fand eine private Babysitterbörse als Alternative. „Ich rief dort an und bereits am nächsten Tag schickten die mir drei Tagesmütter vorbei.“ Eine davon kommt nun dreimal in der Woche in ihre Wohnung, passt auf den Sohn auf und kocht für den Kleinen auch das Mittagessen. Kostenfaktor: 9 Euro Stundenlohn.
Susanne W. stellte beim Blick ins Internet außerdem fest: In Düsseldorf, Münster, Neuss, Gladbach, Grevenbroich und Recklinghausen gibt es bereits städtische Kita-Navigatoren.
„Die Eltern können sich dort bequem von zu Hause aus über die Einrichtungen, Betreuungszeiten, Gruppengrößen, freie Plätze informieren und sich auch anmelden“, sagt die Osterfelderin, die nun fragt: „Wieso gibt es das nicht auch bei uns in Oberhausen?“
Online-Meldeverfahren kommt
Wir geben diese Frage für unsere Leserin an Maria Elisabeth Worring, Fachbereichsleiterin Kindertageseinrichtungen, weiter. „Wir stehen vor einer Novelle des Kinderbildungsgesetzes, die voraussichtlich ab dem 1. August 2014 in Kraft tritt“, führt Worring aus.
Diese sehe unter anderem vor, dass die Jugendämter ein Online-Meldeverfahren auf den Weg bringen, nach dem Eltern ihren Platzbedarf sechs Monate im Voraus vormerken lassen können. „Wie dieses System genau funktionieren soll, wissen wir aber noch nicht.“ Deshalb mache es wenig Sinn, jetzt mit viel Arbeitsaufwand ein eigenes Navigator-System auf die Beine zu stellen.
„Letztlich müssen außerdem nicht nur die Betreuungszeiten stimmen, sondern vor allem die Chemie – es geht schließlich um Kinder, nicht um Akten“, betont Worring. Deshalb bleibe der persönliche Kontakt wesentlich. Wenn mit der ersten ausgewählten Tagespflegekraft kein Vertrag zustande komme, könnten die Eltern bei der Tagespflegebörse auch einfach nur anrufen oder eine Mail schicken, um eine neue Adresse zu erhalten.
Generell gelte: „Die Tagespflegepersonen sind selbstständig tätig, die Stadt übernimmt lediglich die Vermittlerrolle.“ So könne es vorkommen, dass bei der Stadt noch ein Platz als frei gemeldet sei, der von der Tagespflegekraft bereits privat vergeben wurde.