„Wählen gehen“, sagt Henrike Greven. Die Geschäftsführerin der Gewerkschaft Verdi will noch nicht auf die im Mai anstehenden Kommunal- und Europawahlen aufmerksam machen. Ihr und den anderen Gewerkschaftern, die zur Pressekonferenz einluden, liegen die von März bis Mai anstehenden Betriebsratswahlen am Herzen. Ihr Wahlaufruf richtet sich besonders an die Beschäftigten des Einzelhandels, der kleinen und mittleren Betriebe sowie der im Sozialdienst tätigen Unternehmen. Wichtig: Auch Leiharbeitnehmer sind wahlberechtigt, wenn sie länger als drei Monate im Betrieb eingesetzt werden.
Weiße Flecken
Ein anderer Appell richtet sich an die Arbeitgeber: Sie sollten Betriebsräte auch als ein Gremium ansehen, dass dabei helfe, Konflikte in einem Unternehmen zu lösen. „Natürlich ist und bleibt ein Betriebsrat aber der Unterstützer für die Arbeitnehmer“, betont Greven.
Was die Wahlbeteiligungen betrifft, ist man durchaus zufrieden, besonders in Großunternehmen und Firmen, die bereits Betriebsräte haben, betont der DGB-Regionalvorsitzende Dieter Hillebrand. Aber es gebe auch „weiße Flecken“: Der Wach- und Sicherheitsdienst ist hier zu nennen. „Und auch in inhabergeführten Betrieben ist es schwer, einen Betriebsrat zu gründen“, weiß Jörg Schlüter, Sekretär bei der IG Metall.
Was das Engagement betrifft, sich für den Betriebsrat aufstellen zu lassen, ist Claudio Grünewald, der bei den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen arbeitet, ein gutes Beispiel dafür, dass auch junge Menschen daran Interesse haben. „Auch schon als Jugendvertreter beispielsweise kann man auftretende Probleme oft auf dem kurzen Dienstweg klären.“
Dafür, dass sich Betriebsratsarbeit als Mehrwert für Beschäftigte und Betriebe auswirkt, ist auch der Lebenshilfe-Verein ein gutes Beispiel. Nach anfänglichen Schwierigkeiten habe man ein betriebliches Gesundheitsmanagement installiert, biete Kurse an. „Dazu gehört auch das Thema Arbeitszeit, hier liegt ein besonderer Schwerpunkt“, sagt Betriebsrätin Monika Hermes. „Wenn es um soziale Dienstleistungen geht, arbeitet man rund um die Uhr.“ Ein Problem sieht der DGB-Stadtverbandsvorsitzende Thomas Schicktanz in der Zunahme der befristeten Arbeitsverträge: „Wer nur einen Zwei-Jahres-Vertrag hat, kandidiert nicht, weil er fürchten muss, dass ihn der Arbeitgeber danach nicht weiterbeschäftigt. Das ist ein Unding für eine demokratische Gesellschaft.“