Oberhausen. . Ein gut zweiwöchiges Kulturprogramm feiert das zehnjährige Bestehen der Städtepartnerschaft mit Mersin, der Hafenmetropole am Mittelmeer. Für die ersten Festtage ist auch eine türkische Delegation angekündigt, bestehend aus Kulturschaffenden, Wirtschafts- und Tourismus-Fachleuten.
Der Gastgeber spricht höflich zurückhaltend von „einer gewissen Unübersichtlichkeit, die sich mit der Zeit legen wird“. Strenger will Kulturdezernent Apostolos Tsalastras jene Kommunalwahl in der türkischen Partnerstadt Mersin nicht bewerten, mit der die ultranationalistische MHP, bekannt als „Graue Wölfe“, an die Stadtspitze vordrang. Schließlich gilt es, ein Fest der Verständigung und Multikultur anzukündigen: Mit einem bunten Jubiläumsprogramm feiert Oberhausen vom 4. bis 21. Mai das zehnjährige Bestehen der Städtepartnerschaft mit der 844.000 Einwohner zählenden Mittelmeerstadt Mersin.
Für die ersten Festtage ist auch eine türkische Delegation angekündigt. Sie bestehe „aus Kulturschaffenden, Wirtschafts- und Tourismus-Fachleuten“, wie Tsalastras sagt. „Wir haben sehr langfristig eingeladen und sehen in diesen Feldern große Berührungspunkte“.
Besonders stolz kündigen der Kulturdezernent sowie Ortwin Goertz, der Vorsitzende des Kunstvereins, einen Gast an, der gleich am Sonntag, 4. Mai, um 11 Uhr das erste Glanzlicht der Jubiläumswochen entzünden soll: Dann eröffnet in der Panoramagalerie im Schloss Oberhausen „Visual Touches“ („Visuelle Berührungen“), die Ausstellung von Ahmet Yesil.
Als modern und weltoffen erlebt
Der 60-jährige Maler aus Mersin durfte seine Werke schon in einer ersten Adressen von Paris ausstellen: im Grand Palais. Ahmet Yesil malt Seile – und erschafft aus diesem Tau-Werk verstörende Idyllen von Bäumen, Bergen oder brechenden Wogen. Der Künstler ist seit seinem 18. Lebensjahr, seit einem ärztlichen Kunstfehler, querschnittgelähmt. Seine Kunst ist Entfesselung.
Ortwin Goertz hatte Ahmet Yesil in Mersin besucht, um „Schlüssel-Exponate“ für die Ausstellung auszuwählen. Seine Skepsis, „so nahe an die syrische Grenze“ zu reisen, wandelte sich in Staunen angesichts einer Metropole, die er als modern und weltoffen erlebte.
Spiel mit Stabpuppen
Ein weiterer Künstler aus Mersin sorgt am Sonntag, 11. Mai, um 15 Uhr im Theater am Will-Quadflieg-Platz für ein Wiedersehen, das kleine und große Kinder entzücken dürfte: Ahmet Aksoy dirigiert dann wieder die Stabpuppen für das Schattentheater: „Karagöz und Hacivat“ heißt der zweisprachige Nachmittag. (Karten für 6,50 € unter 8578-184.)
Einen ganz großen Bogen spannen nur zwei Stunden später, am 11. Mai um 17 Uhr in der Evangelischen Christuskirche, Nohlstraße, die Musiker des Jungen Orchester Oberhausen: Mit dem Türkischen Chor NRW spielen sie auf zur „Tulpen Time – eine Reise durch 800 Jahre türkische Kunstmusik“. Und die hat viel mehr zu bieten als auf Europa fixierte Klassik-Kenner glauben möchten. (Karten für 5 € unter 825-2295.)
Türkischer Rock
Neueste Musik aus dem Ruhrgebiet ballt sich am Samstag, 17. Mai, um 20 Uhr im Zentrum Altenberg beim „Best of Unsigned“-Finale. Neben sechs Finalisten der heimischen Szene zählt eine (noch ungenannte) Rockband aus Mersin als „special guest“ zum Aufgebot. (Karten für 6 € unter 4686 442.)
Auch der Ausklang des Jubiläumsprogramms ist ein musikalischer: Önder Baloglu, der 26-jährige Konzertmeister der Duisburger Philharmoniker, gibt am 21. Mai, um 17 Uhr einen Violin-Workshop in der Musikschule. „Eine ganz spannende Geschichte“, verspricht Apostolos Tsalastras, „denn in der türkischen Tradition wird die Geige ganz anders gespielt“. Es sollte ein Motto des Jubiläums sein: neue Töne ohne Missklang.