Oberhausen. . Ältere Oberhausener erhalten in den Seniorenwohngruppen der Caritas am Rohlandshof die Chance, selbstbestimmt zu leben. Gemeinsam den Lebensabend verbringen. Drei Wohngruppen für jeweils acht Senioren stehen dort zu Verfügung. Voraussetzung ist der Besitz eines Wohnberechtigungsscheins.

Der Partner ist gestorben, die Kinder wohnen weit weg oder haben nicht die Zeit, sich häufig bei ihren Eltern sehen zu lassen: Nicht wenige ältere Oberhausener finden sich irgendwann in dieser oder einer ähnlichen Situation wieder. Und wenn sie dann noch zu der ständig wachsenden Gruppe derer gehören, die nur eine sehr kleine Rente beziehen oder auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind, laufen sie Gefahr, nach und nach zu vereinsamen.

Denn, wo es gerade mal fürs Nötigste reicht, ist Geld für gesellschaftliche Aktivitäten wie Kino- oder Café-Besuche kaum da. Die Caritas, die diese Entwicklung seit Jahren beobachtet, hat sie zum Anlass genommen, ein innovatives Wohnprojekt zu entwickeln: die Seniorenwohngruppen am Rohlandshof, benannt nach einem Bauernhof, der sich einstmals auf dem Gelände befand.

Barrierefreie Wohngruppen

Auf einer ehemaligen Brachfläche gegenüber dem Alstadener Ruhrpark sind drei barrierefreie Wohngruppen für jeweils acht Senioren – oder auch für jüngere Menschen, die etwa nach einem Schlaganfall, gesundheitlich beeinträchtigt sind – entstanden. Zusätzlich gibt’s dort fünf Mietwohnungen mit Terrasse und kleinem Garten.

Voraussetzung für den Einzug in das mit öffentlichen Mitteln geförderte Wohnprojekt Rohlandshof ist der Besitz eines Wohnberechtigungsscheines. Die komplett barrierefreien Apartments sind zwischen 29 und 34 Quadratmeter groß, nur zwei sind 53 Quadratmeter groß und werden von älteren Ehepaaren bewohnt. Jeder Mieter hat sein eigenes Apartment mit Bad und auf Wunsch mit Pantryküche.

Persönliche Rückzugsräume

Darüber hinaus gehören zum Konzept Flächen, die anteilig mitgemietet und gemeinschaftlich genutzt werden – Wirtschaftsraum, eine große, helle Küche, Wohnzimmer, Leseecke und Sinnesgarten. Dadurch haben alle Mieter ihren persönlichen Rückzugsraum – und ansonsten jederzeit Gelegenheit, auf andere zu treffen und etwas mit ihnen zu unternehmen.

Mieterin Annemarie Leischen (74), die seit September 2009 mit ihrem Mann eines der beiden größeren Apartments bewohnt, schätzt diese Möglichkeit sehr: „Mein Mann ist seit Jahren krank und braucht oft seine Ruhe – ich aber brauche Menschen um mich, mit denen ich reden kann.“

„Es macht mir Spaß, Dinge gemeinsam zu machen“

Im Rohlandshof ist beides gleichermaßen möglich. Wenn die 74-Jährige die Lust am Kochen überkommt, stellt sie sich in die Gemeinschaftsküche – und nicht selten sitzt dann am Ende nicht nur ihr Mann mit am Tisch. Auch im Garten einer anderen Mieterin fasst sie gern mit an, wenn’s was zu tun gibt: „Das macht mir Spaß, etwas gemeinsam zu machen. Deshalb bin ich gern hier“, sagt sie.

Spaß an der Gemeinschaft mit anderen zu haben, ist auch Voraussetzung dafür, in dem Senioren-Wohnprojekt glücklich zu werden: „Wer sich schwertut, sich an Absprachen mit anderen zu halten, für den ist so etwas sicher nicht das Richtige“, weiß Sabine Köther, die das Wohnprojekt der Caritas leitet. Und Heike Hartmann, Betreuungskraft der Caritas vor Ort, ergänzt: „Hier kommen ja in jeder Wohngruppe acht verschiedene Charaktere zusammen, die ihr Leben die längste Zeit selbst geregelt haben. Da muss man zwangsläufig Kompromisse machen und Rücksicht auf andere nehmen.“

Hilfe bei „Behördenkram“

Andererseits sorge die gegenseitige Unterstützung in der Wohngruppe, das gelebte Nachbarschaftsprinzip, dafür, dass professionelle Hilfe auf das unbedingt Nötige reduziert werden kann: „Wenn man noch einigermaßen fit ist, dann hilft man sich doch gerne, sagt Marianne K. (66).

Und wenn jemand Hilfe braucht, was die Beantragung von Zuschüssen, Pflegestufen oder anderen „Behördenkram“ angeht, ist tagsüber immer eine von der Caritas eingesetzte Betreuungskraft vor Ort. „Ziel ist es, dass unsere Mieter hier so lange wie möglich, so selbstständig wie möglich leben können“, erklärt Heike Hartmann. „Selbstbestimmt leben im Alter heißt auch, dass es kein fremdinszeniertes Leben ist. Wir ermutigen unsere Mieter zu einer aktiven gemeinsamen Lebensgestaltung, machen aber kein durchgängiges Unterhaltungsprogramm.“

„Das hier ist ja kein Heim“

Die Mieter verabreden sich selbst zu gemeinsamen Aktivitäten wie Spielenachmittagen. „Das ist hier ja kein Heim, fügt Sabine Köther hinzu: „Generell gilt: Was unsere Mieter können, tun sie selbst“, sagt sie, während am Nebentisch hörbar Aktivität einsetzt: Eine Dame fängt an, schon mal Besteck aufzulegen fürs Mittagessen, das heute für die meisten vom Carl-Sonnenschein-Haus geliefert wird. Morgen wird dann vielleicht wieder gemeinschaftlich gekocht. Wer weiß.