Oberhausen.

Viele ältere, voll im Leben stehende Menschen fürchten nichts mehr als irgendwann einmal herumkommandiert von anderen als Pflegefall zu enden. Ihren Traum, selbstbestimmt bis ins hohe Alter zu leben, möchten sich immer mehr Bürger erfüllen. Daher sprießen derzeit spannende Alternativen zum klassischen Pflegeheim aus dem Boden – gerade auch in Oberhausen.

Eine dieser Ideen will Jochen Kamps, langjähriger Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt (Awo), jetzt privat mit Gleichgesinnten verwirklichen: In einem großzügigen alten Gebäude im Oberhausener Norden wollen sie eine Wohnform ausprobieren, die ein wenig an die wilden Kommune-Jahre des 20. Jahrhunderts erinnert.

Immobilie mit viel Platz

Die nicht mehr genutzte städtische Immobilie soll Platz für sieben Wohnparteien bieten, die zwar in separaten (Eigentums-)Wohnungen, dafür aber mit gemeinsamen Bereichen leben. Geplant ist etwa ein eigener aber auch ein gemeinsamer Garten, Gemeinschaftsräume, die ebenso als Gästewohnungen etwa für Besuch oder für eine Pflegekraft genutzt werden können.

„Es muss natürlich menschlich passen, weil wir alle gemeinsam alt werden und uns gegenseitig unterstützen wollen“, sagt Hans-Dietrich Kluge-Jindra, der mit seiner Frau neu zu dem Projekt gestoßen ist. Der Chef der Stadtbibliothek hat in seiner Verwandtschaft selbst erlebt, was es heißt, wenn man sein selbstbestimmtes Leben aus Pflegegründen aufgeben und ins Heim muss: „Egal, wie gut die Pflege ist, man baut dann schnell ab.“ Das Ziel der Best-Ager-Kommune ist es daher, die Eigenständigkeit so lange wie möglich zu bewahren, im Alter nicht zu vereinsamen.

Teilnehmer für das Alternativprojekt gesucht

Noch kann die Best-Ager-Kommune den entscheidenden Schritt nicht unternehmen, denn die Gemeinschaft sucht noch drei Interessenten: Sie sollten um die 50 Jahre alt sein und offen für die Idee der Wohn- und Hausgemeinschaft. Wer Lust auf das Projekt hat, kann sich per Email unter jkamps@gmx.de melden.

Pioniere müssen in Gebäude investieren

Bevor das jedoch gelingen kann, müssen die Pioniere noch ins Gebäude investieren. Die Größe bietet genug Platz für sieben Parteien, die sich jeweils auf 150 Quadratmetern niederlassen können. Zudem ist bereits alles ebenerdig zu erreichen – ideal unter dem Gesichtspunkt „Barrierefreiheit“. „Das Gebäude wird entkernt, Leitungen und Fenster erneuert und die Fassade gedämmt“, zählt Kamps auf. Schmuckstück ist das Atrium in der Mitte des Gebäudes.

Hört sich vielleicht teuer an, Kamps jedoch entwarnt – es soll weitaus günstiger sein, als das, was man derzeit auf dem Markt an Eigentum erstehen kann.

Um welche Immobilie es sich genau handelt, wollen die vier bisherigen Teilnehmer des Projekts noch nicht der breiten Öffentlichkeit verraten. Zuvor soll erst alles in trockenen Tüchern sein.