Oberhausen. . Schuldezernentin Elke Münich will nicht zurück zur 13 Jahre langen Abizeit, verlangt aber Reform: „Schüler haben kaum noch Zeit für Freizeit und ihre Wochenarbeitszeit übersteigt die eines normalen Arbeitnehmers.“ Praktiker plädieren für längere Mittelstufe in Gymnasien.
Mit Blick auf den am Montag, 5. Mai von Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) einberufenen „Runden Tisch“ zum Turbo-Abitur wird auch in Oberhausen Kritik an der auf zwölf Jahre verkürzten Zeit bis zum Reifezeugnis laut.
So forderte die Oberhausener Schuldezernentin Elke Münich aus „Kinderschutzgründen“ dringend eine Verschlankung der Lehrpläne. „Ich sehe das durch die Brille der Schüler, die kaum noch Zeit für Freizeit haben und deren Wochenarbeitszeit die eines normalen Arbeitnehmers übersteigt.“
Keine neue Schul-Revolution
Grundsätzlich habe sie nichts gegen die Schulzeitverkürzung, die auch im internationalen Vergleich gesehen richtig sei. Aber anders als beim aktuellen G 8-System, bei dem die Schulzeit in der Sekundarstufe I um ein Jahr verkürzt wurde, hält Münich es für besser, die Mittelstufe um ein Jahr zu Lasten der Oberstufe zu verlängern. Die Oberstufenzeit zugunsten der Sekundarstufe I zu verkürzen, fordert auch Michael von Tettau, Leiter des Oberhausener Bertha-von-Suttner-Gymnasiums.
Beim Treffen von Lehrern, Eltern, Wissenschaftlern und Politikern in Düsseldorf soll G 8 zwar auf den Prüfstand kommen, aber eine Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren hat die NRW-Schulministerin bisher ausgeschlossen.
"Jetzt hat sich vieles eingespielt"
SPD-Ratsfraktionschef Wolfgang Große Brömer glaubt auch nicht an eine neue Schulrevolution – eher wundert ihn , dass die Debatte neu aufbrandete. „Die Umstellung war hart, aber jetzt hat sich vieles eingespielt.“ Das frühere Angebot der Landesregierung, als Modell wieder zu G 9 zu wechseln, hätten 2010 in ganz NRW nur ein paar Gymnasien angenommen. Man könne nun höchstens Details verbessern. Überlegenswert sei aber, lieber die Oberstufe als die Sekundarstufe I zu verkürzen. „Doch davon sind wir noch weit entfernt.“
Dass ein Hin und Her beim Abitur falsch wäre, dieser Ansicht ist die Oberhausener FDP-Schulpolitikerin Regina Boos. „Wenn wir jetzt wieder zurückgehen würden, steigt nur die allgemeine Verunsicherung. Dass das Abitur nach acht Jahren gut zu bewältigen ist, zeigen uns ja die anderen Bundesländer.“ Dabei bestreitet Boos nicht, dass die Schüler stärker als früher unter Leistungsdruck stehen. „Das liegt aber an der Organisation des G 8-Abiturs: Wir müssen die Lehrpläne besser anpassen und zudem darüber nachdenken, ob eine so lange Mittagspause von einer Stunde wirklich im Sinne der Schüler ist.“ Wer G 8 nicht wolle, könne ja als Alternative die Gesamtschule mit dem G 9-Abitur wählen.