Oberhausen. .
Oberhausener Schüler, die ihr Abitur bereits nach zwölf Schuljahren („G8“) gemacht haben, haben bei den Prüfungen nicht schlechter abgeschnitten als jene, die ein Jahr länger zur Schule gegangen sind („G9“). Das zeigt eine erste Umfrage bei den fünf Oberhausener Gymnasien, an denen in diesem Jahr etwa 800 Schüler ihr Abi gemacht haben.
In diesem Jahr machten zum ersten Mal zwei Jahrgänge zur gleichen Zeit das Abitur. Grund ist die im Jahre 2005 eingeführte Verkürzung der gymnasialen Schulzeit auf acht Jahre. Alle Schüler, egal, ob „G8“ oder „G9“, hatten dieselben Prüfungen zu bestehen. Im Vorfeld hatte es Befürchtungen gegeben, die „G8“-Schüler könnten benachteiligt sein, weil sie den Lernstoff in kürzerer Zeit bewältigen mussten.
Vorteilhafte Zusammenlegung der Jahrgänge
„Große Leistungsunterschiede hat es nicht gegeben“, sagt Detlef Sieg, Schulleiter des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums. Bereits jetzt weiß er: der Unterschied im Notenschnitt zwischen beiden Schülergruppen liegt bei 0,1. Der durchschnittliche „G9“-Schüler habe mit der Note 2,3 abgeschlossen, bei den „G8“-Schüler lag die Note bei 2,4. „Solche Schwankungen gibt es oft von Jahrgang zu Jahrgang. Sie sind nicht unbedingt auf die Umstellung zurückzuführen“, sagt Sieg. Insgesamt habe sich die Zusammenführung der Jahrgänge als „sehr vorteilhaft“ erwiesen. Im vergangenen Jahr habe der Notenschnitt bei 2,5 gelegen.
Auch am Sophie-Scholl-Gymnasium war kein deutlicher Unterschied beim Abschneiden beider Jahrgänge zu erkennen. Die Abweichung zu Lasten der „G8“-Schüler habe bei 0,09 gelegen. „Was allerdings nicht in diese Rechnung eingeht, ist, zu welchem Preis die G8-Schüler dieses Ergebnis erreicht haben“, sagt Schulleiter Harald Willert. Womit sie zu kämpfen hatten: umfangreichere Stundenpläne, weniger Freizeit, höherer Leistungsdruck. „Lebensqualität und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten sind dabei auf der Strecke geblieben.“ In den kommenden Jahren, warnt Willert, werde die Belastung für die Schüler nicht abnehmen. Im Gegenteil.
Am Elsa-Brändström-Gymnasium haben die „G8“-Schüler sogar einen Hauch besser abgeschnitten, als ihre „G9“-Kollegen, sagt Schulleiterin Brigitte Fontein. Die genaue statistische Auswertung dauere jedoch noch an. Am Elsa wurden die Schüler beider Jahrgänge nicht in allen Fächern gemeinsam unterrichtet, aus „praktischen und pädagogischen Überlegungen“ sei entschieden worden „G8“ und „G9“ in Kernfächern wie Deutsch, Englisch und Mathe weiter getrennt zu unterrichten.
In den Augen von Michael von Tettau, Schulleiter des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums, greift der alleinige Blick auf die 2013er-Statistik zu kurz: „Mein Eindruck ist, für leistungsstarke Schüler ist ,G8’ kein Problem“, sagt er, „aber für die Schwächeren ist ,G8’ kein Vorteil. Für sie ist ,G8’ Gift.“ In diesem Jahr hätten die „G8“-Schüler zwar sehr gut abgeschnitten. Aber dies läge auch an dem Druck, der auf den Schülern gelastet habe. „Und dieser Druck kann nicht dauerhaft aufrecht erhalten werden.“
Und wie steht es um die 111 Abiturienten des Heinrich-Heine-Gymnasiums? „Der reine Vergleich der Noten lässt keine Aussage zu, daher veröffentlichen wir sie auch nicht“, sagt Schulleiter Rolf Winkler. Nur so viel will er verraten: Die schnelle Zusammenführung der beiden Jahrgänge habe sich „bestens bewährt“.