Oberhausen. Die Essener Hochschule und das Theater der Stadt Oberhausen profitieren gleichermaßen von der aufwendigen Produktion des Musicals „Into the Woods“, das jetzt im Großen Haus Premiere hat. 16 Akteure auf der Bühne, darunter zwölf Studenten, und ein Orchester geben dabei ihr Bestes.

Eine große musikalische Produktion pro Spielzeit zu zeigen, ist seit Peter Carps Intendanz am Oberhausener Theater Tradition und zugleich eine Einladung an alle, die dem früheren Musiktheater noch nachtrauern. Ob „Carmen“, „Schöne Tage“ oder „Cabaret“ – die singenden Darsteller waren bisher vorwiegend Schauspieler des Ensembles. Das ist anders bei „Into the Woods“, dem Musical, das im Großen Haus Premiere feierte. Von den 16 Akteuren auf der Bühne sind zwölf Studenten der Fachrichtung Musical an der Folkwang-Universität der Künste, die auch das Orchester stellt.

„Der Kooperation mit der Hochschule verdanken wir, dass wir die musikalisch anspruchsvolle und aufwendige Produktion stemmen können“, sagt Dramaturg Rüdiger Bering. Bravo, das Ergebnis wurde mit viel Beifall belohnt.

Ein Märchen-Spektakel

Schon die Auswahl des Musicals ist der Zusammenarbeit mit der Uni geschuldet. Ein Stoff musste her, der möglichst vielen Figuren (Studenten) die Chance bietet, sich als künftige Musical-Stars zu empfehlen – vor Publikum und vor ihren Lehrern, denn für die Vorstellung gibt’s Noten.

Wolf, Bäcker und seine Frau, Aschenputtel und ihre Stief­schwes­tern, Rotkäppchen und ihre Oma, Prinzen, Kammerdiener, Rapunzel – sie alle geben Alles und können schon viel und die Zuschauer ahnen, dass es sich um ein Märchen-Spektakel handelt.

Lebensweisheiten

Stimmt, aber es ist sehr süffisant. Die Wald-Geschichte, die übrigens als Disney-Produktion Anfang 2015 in deutscher Sprache bei uns ins Kino kommt, erzählt ironisch Lebensweisheiten. Rotkäppchen trägt den Wolfspelz, der Prinz macht Seitensprünge und die Hexe, die Rapunzel klaute und einsperrte, wollte eigentlich für ihr „Kind“ nur das Beste. „Musicals trauen sich noch, uns die großen Lebensgeschichten zu erzählen“, sagt Bering.

Jung-Musical-Stars hingegen bringen neues Leben in Theater-Premieren. Zwar hatten es die Schauspiel-Profis wie Jürgen Sarkiss, der den Erzähler mimt, oder Susanne Burkhart und Anja Schweitzer, die beide Mütter spielen, nicht unbedingt leicht, die neuen Kollegen ans harte Proben-Geschäft zu gewöhnen, doch die sind ihnen sehr dankbar für Geduld und Verständnis. Das gilt vor allem auch für die Arbeit des Intendanten als Regisseur. „Studium ist Handwerk. Hier durften wir es in die Tat umsetzen“, sagt Tim Al-Windawe, der den Bäcker exzellent spielt und singt. „Wir hatten das Gefühl, auf Augenhöhe dabei zu sein. Wir durften Jobluft schnuppern.“