Es ist ein wenig so, als müsste eine Fahrschule für einen bestimmten Teil des Unterrichtes regelmäßig auf Leihfahrzeuge umsteigen. Mag der Vergleich auch etwas weit hergeholt sein. Für die Orgel-Studenten der Folkwang-Universität der Künste war die Unterrichts-Wanderschaft jahrzehntelang Realität. Weil das alte Instrument der Hochschule seit langem nicht mehr tauglich war, mussten die Studenten auf die Orgelbänke benachbarter Gemeinden ausweichen. Geübt wurde in Burgaltendorf, Holsterhausen und Rüttenscheid. Schön für die Gemeinden, die im Gegenzug von den Folkwänglern so manches Probekonzert geschenkt bekamen und auch mal professionelle Hilfe beim Orgelstimmen hatten. Nicht immer ganz angenehm für die jungen Musiker, die oft weite Wege in Kauf nehmen mussten und sich in frostigen Wintern wohl manches Mal einen beheizten Übungsraum statt kalter Kirchenschiffe gewünscht hätten.
Instrument bereichert Hochschule
Ab dem 10. April ist es soweit. Die Folkwang-Uni weiht nach jahrelangem Ringen und zweijähriger Bauzeit ihre neue Unterrichts- und Konzertorgel ein. Ein Schmuckstück, gebaut von der Firma Rieger, mit 35 Registern, modernem Spieltisch und dazu angetan, nicht nur als Unterrichts-, sondern auch als repräsentatives Konzertinstrument zu glänzen.
Orgel-Professor Roland Maria Stangier, der das Ringen um das neue Instrument wie viele seiner Kollegen mit jahrelangem Engagement und Herzblut vorangetrieben hat, ist sich sicher: „Das Instrument bereichert die ganze Hochschule!“ Denn obschon der Studiengang Kirchenmusik vor einigen Jahren in Essen gestrichen wurde, gehört der Orgelunterricht zum festen Bestandteil der Lehre. Stangiers Orgelklasse ist ausgebucht, 15 ambitionierte Musiker, darunter Studenten aus Amerika, Russland, Polen, die bislang auch hohe Flexibilität geübt haben. Denn jedes Instrument ist anders, unterscheidet sich in Fraktur, Ansprache und Nachhall.
Doch was eine Hochschule braucht, ist Kontinuität und Strahlkraft. Deshalb ist auch Kurt Mehnert, Rektor der Folkwang-Uni, hoch erfreut: „Endlich ein Instrument im Haus, das den Ansprüchen professioneller Musikerausbildung gerecht wird!“ Möglich gemacht hat es am Ende der Zuwendungsbescheid der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Dort werden millionenschwere Großwünsche der Hochschulen behandelt – von der Herzlungenmaschine bis zur Konzertorgel.
Und nicht nur für Kurt Mehnert hat die Anschaffung Signalwirkung für die Orgelkunst im gesamten Ruhrgebiet: „Die neue Saalorgel der Uni wird angesichts der klammen Finanzlage der Kirchen auf absehbare Zeit eine der wenigen Neubauten der Region bleiben.“