Oberhausen. . In Oberhausen-Styrum regt sich der Unmut der Bürger. Das Rathaus will die Straße „Landwehr“ teuer sanieren – und die Anwohner dafür kräftig zur Kasse bitten. Die Styrumer kritisieren, dass über ihre Köpfe hinweg geplant worden sei. Ein gut gemeintes Gesprächsangebot der Stadt kommt nun viel zu spät.
„Sie müssen doch auch mal unserem Fachwissen vertrauen“, bittet Sabine Janclas, stellv. Bereichsleiterin beim Tiefbauamt, vor versammelter Bürgerschaft in der Styrumer Bauernstube. Es ist der zentrale Satz an diesem Montagabend. Nachdem bürokratischer Duktus, nachdem sachliche Argumente ihre Wirkung bei den Versammelten längst verspielt haben, wirkt die Bitte der Planerin wie eine verzweifelte Geste. Das Vertrauen der Bürger in die Verwaltung hat Minustemperatur erreicht.
Beim so genannten Bürger-Dialog mit der Stadt, mitorganisiert von der SPD, dreht sich alles um Straßenplanung und viel Geld. Das gut gemeinte Gesprächsangebot kommt nur viel zu spät, und es ist etwa so „dialogisch“ wie Frontalunterricht: Die Anwohner der Straße Landwehr werden zur Kasse gebeten, weil das Verbindungsstück zwischen Lothringer und Mülheimer Straße massiv umgestaltet werden soll. „Wir sind gezwungen, die Bürger an den Kosten zu beteiligen“, macht Sabine Janclas unmissverständlich klar.
Beschlossene Sache
Nur galt das nicht im selben Maße für die Planung: Denn die ist längst in politischen Gremien, durch öffentliche Auslegung beschlossen. Und in Kürze soll schon der erste Bauabschnitt starten. „Wer wusste davon?“, fragt einer. Die Finger bleiben unten.
So dient der Info-Abend in erster Linie dazu, den Anwohnern die Kosten noch irgendwie schmackhaft zu machen. Hier ein Bäumchen mehr, dort ein Parkplatz weniger ist bereits der ganze Spielraum für die Eigentümer. Was an der Landwehr passiert, ist gerade in der jüngsten Zeit kein Einzelfall: An der Schmachtendorfer Straße und Martin-Luther Straße wehrten sich Bürger gegen in ihren Augen überteuerte Straßensanierungen.
Es wird teuer für die Eigentümer
Dabei begann es an der Landwehr nur mit einer Erneuerung des Kanals und der Fahrbahndecke. Doch bei der Gelegenheit hat die Stadt die Straße umfassend überplant: Der bisher funktionierende Radweg neben dem Gehweg wird auf die Straße verlegt, „nach Richtlinien der Straßenverkehrsordnung ist das sicherer“, argumentiert Sabine Janclas. Dann versetzt man die Parkplätze, verändert Grünflächen und so weiter.
Klar ist: Es wird teuer für die Eigentümer. Zwischen 7000 und 10.000 Euro je nach Grundstück fallen wohl für die geplanten Maßnahmen an, eine Prüfung des privaten Kanalanschlusses kommt noch oben drauf. Nahezu 2,5 Mio Euro kostet die ausgeweitete Maßnahme, die Hausbesitzer werden bis zu 60 Prozent daran beteiligt. „Was ist der Sinn?“, rutscht es einem verärgerten Eigentümer heraus, denn die für sie wichtigen Probleme würden dabei kaum angegangen.
SPD-Mann Telli kritisiert:„Auch die Politik hat geschlafen“
Lkw und Co. können auch nach dem Umbau die Parkboxen blockieren. Planerin Sabine Janclas, die sich um Erklärungen bemüht, hat nicht nur deshalb einen schweren Stand: „Das wird vom Ordnungsamt schärfer kontrolliert“, verspricht sie. Doch das glaubt hier kaum ein Anwohner: „Ich rufe ein Mal im Monat dort an, es passiert nichts“, spricht es einer aus.
Fragezeichen machen die meisten auch beim neuen Radweg: „Auf der Straße ist es gefährlicher“, glauben sie. Daran ändert auch nichts, dass die Planerin immer wieder „Schutzstreifen“ betont. Die künftig zum großen Teil quer zur Straße stehenden Parkplätze sehen die Anwohner als weitere Gefahr an, weil sie den Blick auf die Straße versperren. Eine Statistik über Unfälle, die den Umbau begründet, kann Janclas ebenso wenig vorlegen wie über die Auslastung der Parkplätze. „Wir haben das beobachtet“, versichert sie. Die Gesichter der Anwohner verraten, dass sie auf verlorenem Posten kämpft.
Die Verwaltung soll an einem weiteren Info-Abend diese Zahlen vorlegen, fordert Ercan Telli, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Mitte. Es ist ein Trostpflaster. Das weiß auch der bürgernahe Teil der Partei. Die Verwaltung müsse umlernen, heißt es dort. „Auch die Politik hat geschlafen“, fügt Telli selbstkritisch hinzu. Wer noch geschlafen hat, spart er höflich aus.