Oberhausen. Das Land NRW hat die Mittel für Vertretungskräfte um 25 Millionen Euro gekürzt.Schulleiter sehen Förder-AGs bedroht, Gewerkschaft GEW sieht Mehrbelastungen für Lehrer.

An Oberhausener Schulen drohen in Zukunft Unterrichtsausfälle. Auch manche Förder-Arbeitsgemeinschaften sind in Gefahr: Das Land NRW hat die Mittel für Vertretungskräfte an Schulen halbiert, nur noch 25 Millionen Euro stehen so im Fall von längerfristigen Erkrankungen oder Mutterschutz zur Verfügung. Oberhausener Schulleiter kritisieren diese Entscheidung scharf, sehen gerade die Unterstützung lernschwacher Schüler gefährdet. Gewerkschafter befürchten zudem weitere Belastungen für die Lehrkräfte.

„Ich sehe es als nicht glaubwürdig an, wenn man auf der einen Seite Bildung als höchstes Gut darstellt, auf der anderen Seite aber Mittel in dieser Größenordnung streicht“, so Michael von Tettau, Schulleiter des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums. Ohne vorübergehende Streichung von Zusatzangeboten könne das nicht aufgefangen werden, so der Schulleiter. „Das ist eine Benachteiligung der Kinder, die Förderunterricht brauchen. Leider bekommt nicht jeder Schüler zu Hause Unterstützung bei den Hausarbeiten, etwa wenn beide Elternteile berufstätig sind.“

"Am Rande der Leistungsfähigkeit"

Den Vorschlag aus dem Schulministerium, Mehrarbeit bei den Lehrern anzuordnen, weist von Tettau scharf zurück. „Viele Kollegen bei uns sind bereits am Rande der Leistungsfähigkeit. Von ihnen die Übernahme weiterer Unterrichtsstunden zu verlangen, sehe ich nicht ein.“

Auch Cornelia Schiemanowski, Lehrerin und Vorsitzende des Stadtverbandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), kritisiert das Vorgehen der Landesregierung. „Das ist ein krasser Widerspruch zum Schulkonsens, der eigentlich eine zukunftsgewandte Bildungspolitik vorsah.“ Eine individuellere Förderung oder kleinere Klassenverbände seien mit immer stärker gekürzten Mitteln nicht realistisch. „Manche Kollegen glauben derzeit, dass die Schulpolitik vom Finanzminister betrieben wird.“ Sie sieht ebenfalls die Gefahr der Überlastung von Lehrern.

Die Leiterin der Brüder-Grimm-Grundschule, Christel Ostermann, glaubt ihre Schule derzeit noch gut auf Ausfälle eingestellt. „Unterrichtskürzungen gibt es bei uns kaum.“ Das könne sich aber bald ändern. Dann würden auch an ihrer Schule Angebote wie etwa die Sprachförderung wegfallen oder zumindest zurückgefahren. Das Thema Inklusion bereite ihr zusätzliche Bauchschmerzen. „Es ist schön, dass sich da etwas tut. Die Schulen müssten aber auch personell ausreichend ausgestattet werden.“

Engpässe bei den Naturwissenschaften

Karl-Heinz Burkart, der die Gesamtschule Alt-Oberhausen leitet, sieht die Lage dagegen nicht so dramatisch. „Natürlich ist es nicht schön, wenn die Mittel für Vertretungslehrer zusammengekürzt werden.“ Doch sieht er seine Schule, auch wegen des gebundenen Ganztages, recht gut vorbereitet. Engpässe werde es vor allem fächerspezifisch geben, etwa in den Naturwissenschaften. „Gerade das Fach Physik bereitet Sorge.“

Vielleicht werde es aber auch Arbeitsgemeinschaften treffen oder es müssten Kurse zusammengelegt werden, so Burkart. „Der Kernunterricht in den Fächern Deutsch, Mathe oder Englisch ist aber gewährleistet und davon nicht betroffen.“

Am Heinrich-Heine-Gymnasium würden wohl zunächst die „kleineren“ Fächer, wie Kunst, Musik oder Sport die Auswirkungen zu spüren bekommen, sagt Schulleiter Rolf Winkler. Zudem bestehe die Gefahr, dass es künftig größere Klassen geben wird. „Insgesamt wächst der Unmut an den Schulen.“