Oberhausen. Die Lothringer Straße in Oberhausen-Styrum ist ein lebendiger Mikrokosmos: Kneipen, Kulturen, Fachhändler – und Rocker. Eine Straße so bunt wie das Leben
Es gibt im Leben eigentlich nur einen einzigen Grund, die Lothringer Straße verlassen zu müssen: zur Geburt. Die nächste geeignete Klinik liegt allerdings ein Stückchen weg.
Für die berufliche Bildung aber stehen Brüder-Grimm-Schule und Realschule Anne-Frank zur Verfügung. Für die Dinge des täglichen Bedarfs: Bäckerei, Fleischerei, Schreibwarenhandel, Apotheke, verschiedene Ärzte. Die WAZ holt man am nahen Zeitschriftenhandel mit Poststelle. Italienische Pizza, griechisches Gyros und deutsche Küche stehen für den kulinarischen Notfall bereit.
Schöner dank Kosmetik-Studio
Schöner wohnt man hier dank Raumausstatter, Teppichgeschäfte, Fachhändler für Elektro- und Lichttechnik, Kaffeemaschinen, Porzellan und Deko, Fenster und Haustüren. Schöner wird man dank Kosmetik-Studio mit erfahrener Permanent-Make-up Abteilung, Trachten- und Damenmode und mehreren Friseuren.
Bahnen ziehen und Jazz hören
Kulturfreunde machen nur einen Katzensprung bis zur nächsten Kneipe oder zur Fabrik K 14. Das älteste soziokulturelle Zentrum Deutschlands liegt an der Hausnummer 64 und wurde am 3.5.69 gegründet. Hier las Dutschkes Sohn vor und regelmäßig greift Jazzer Jan Bierther zur Gitarre. Das Hallenbad gegenüber gehört zu den wenigen Schwimmstätten, die es in der Stadt noch gibt. Echter Standortvorteil für Styrumer und Alt-Oberhausener Wasserratten.
In seinem Lädchen „Istanbul“ nahe der Grenzstraße schneidet übrigens der 27-jährige Tayfun. Seinen Friseur-Beruf hat er in der Türkei gelernt: „Die Leute kommen extra hierhin, weil sie einen Haarschnitt nach türkischer Tradition wollen.“
Lebensabend lässt sich hier verbringen
Auch der Lebensabend lässt sich hier ausgezeichnet verbringen: St. Vinzenzhaus und Altenpflege Z.A.K. liegen an der Straße. Und der Bestatter ist quasi ein Nachbar.
Die Lothringer Straße ist deshalb weit besser als ihr Ruf. Und wer unbedingt den Rest der Welt sehen will, schnappt sich einfach den Bus zum Hauptbahnhof und kehrt am Abend zurück mit dem Nachtexpress.
Die Geschichte der Lothringer Straße in Oberhausen
Die Lothringer Straße ist heute die Hauptverkehrsader in Styrum. Dabei lässt der Name internationale Luft schnuppern, denn die Landschaft zwischen den Vogesen und dem Pariser Becken gab der Straße ihren Namen – ein in früherer Zeit umkämpftes deutsch-französisches Grenzgebiet. Der Sterkrader Heimatforscher Alfred Lindemann hat in seiner Straßenhistorie festgehalten: „Der Ortsteil Lothringen gehörte von 1871 bis 1918 und 1940 bis 1945 zu Deutschland.“ Und nicht zufällig heißt die Verlängerung der „Lothringer“ jenseits der Marktstraße Elsässer Straße.
Nicht immer trug die Straßen ihren heutigen Namen. Vor der Eingemeindung 1910 hieß sie Heidestraße – wie heute noch auf Mülheimer Seite –, ein Hinweis darauf, dass sie durch das Styrumer Heidefeld führt.
Lothringer Straße