Oberhausen. Die Beliebtheit von Gewerkschaften nimmt unter jungen Arbeitnehmern in Oberhausen stark zu. DGB, Verdi und Co. verzeichnen enormen Zulauf. Deren Jugendsekretäre kritisieren mangelnde Perspektiven, zunehmende Zeitverträge und Leiharbeit. Immer mehr jungen Beschäftigten wird ihre Situation bewusst.

Schlechte Zukunftsaussichten zum Berufsstart treiben den Gewerkschaften in Oberhausen, Mülheim und Essen nach eigenen Angaben immer mehr junge Mitglieder zu.

Sie seien wieder angesagt bei jungen Arbeitnehmern, die verstärkt beiträten, sagen die hiesigen Jugendsekretäre Kim Marquardt (22, Verdi), Ismail Cebe (26, DGB) und Chris Günther (27, IG Metall).

Prekäre Beschäftigung

„Der Hauptgrund ist prekäre Beschäftigung in den Betrieben“, sagt Marquardt. „Immer mehr jungen Beschäftigten wird ihre Situation bewusst. Sie werden nach der Ausbildung nicht mehr übernommen, und ihre Zukunftsperspektiven sehen immer schlechter aus.“ So seien Zeitverträge und die fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein riesiges Problem. Zudem verkomme Ausbildung zur Ausbeutung, besonders bei kleinen und mittelständischen Unternehmen.

Rund die Hälfte aller 30-jährigen Arbeitnehmer habe schon in einem Langzeitpraktikum, in Leiharbeit oder in prekärer Beschäftigung gearbeitet, sagt Marc Otten, Jugendsekretär der IG Metall NRW. Dies mache die Gewerkschaften für junge Menschenattraktiv und notwendig.

Gewerkschaften haben sich modernisiert

Doch der hiesige DGB und seine Einzelgewerkschaften hätten auch viele Neumitglieder, die nicht aus Problembetrieben kommen, so Cebe. „Sie wollen sich bei uns ehrenamtlich und politisch engagieren.“ Das liege vor allem daran, dass sich die Gewerkschaften in der Region modernisiert hätten. „Wir stellen uns anders auf als früher, es hat eine deutliche Verjüngung in den Strukturen gegeben“ , sagt Günther.

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Wo zuvor grauhaarige Männer der Jugend durch Megafone sagten, was ihre Probleme seien, setzten sich jetzt „Jugendliche für Jugendliche“ ein. Zwar verbinde alle Junggewerkschafter das gemeinsame Ziel, für faire Arbeits- und Lebensbedingungen zu kämpfen. Aber es gebe neuerdings einen Vereinscharakter, durch den auch überregional viele Freundschaften entstehen. „Wir gehen zusammen bowlen, spielen Fußball oder grillen. Wir verbinden Gewerkschaft mit Spaß, weil es ja Freizeit ist“, sagt Marquardt.

Idealismus und Erfolge

Den Schwachen zu helfen und die Welt zu verbessern, das haben sich die drei Jugendsekretäre auf die Fahne geschrieben. Es bleibt jedoch nicht bei Idealismus, sie können auch Erfolge feiern. Dann etwa, wenn sie einen Tarifvertrag erstreiten, der unbefristete Übernahmen regelt. Oder wenn sie gegen Neonazis demonstrieren.

Zu ihrer Arbeit gehören auch die Gleichberechtigung der Geschlechter, Menschenrechte und ein gerechtes Steuersystem. Dort haben sie viele Kämpfe auszufechten.