Niclas Flach hat nun wirklich alles versucht, sein Traumpraktikum zu ergattern. Der 15-jährige Oberhausener Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums hat das zweiwöchige Praktikum nicht auf die leichte Schulter genommen. Weil er sich besonders für Sport interessiert, hat er sich bei vielen Vereinen beworben – doch das klappte nicht. Für ihn blieb nur noch ein Praktikum in der Kindertagesstätte Kuselkopp. Bedeutet das etwa 14 Tage Langeweile? Zu seiner eigenen Überraschung stellte der 15-Jährige fest: „Ja, es macht mir Spaß – sogar sehr großen. Ich spiele mit den Kindern, lerne sie gut kennen, die Erzieherinnen sind locker und nett.“
Keine Langeweile
Niclas ist einer von 120 Heine-Zehntklässlern, die sich derzeit die Wirklichkeit in Dutzenden verschiedenen Berufen anschauen – einer der wichtigsten Bausteine zur Berufsvorbereitung vor dem Schulabschluss. Sie sind in diesen Tagen tätig als Hilfsbankerin, Journalist, als Architektenhelfer oder Behördenassistent.
Niclas’ Stufenkollege Mike Stumpf macht ein Praktikum an einem üblicherweise bei Bürgern nicht gerade beliebten Ort: beim Finanzamt Oberhausen-Nord in Sterkrade. „Ich kann hier viel machen“, erzählt Mike. „Ich schaue mir hier Steuererklärungen an und darf sie unter Anleitung sogar bearbeiten. Das macht mir durchaus Spaß, weil ich was mitentscheiden kann.“ So einige Befürchtungen, beim Finanzamt wäre es langweilig, bewahrheiteten sich zum Glück nicht.
In einer deutlich sportlicheren Branche macht Ben Opgen-Rhein sein Praktikum: Bei der Taiwan-Do-Akademie Oberhausen. Er trainiert dort schon seit zehn Jahren – und hat einfach mal bei seinem Trainer nachgefragt, ob er dort sein Praktikum machen könne. Nun zeigt er dort kleinen Kindern, wie man richtig asiatischen Kampfsport betreibt. „Mir hilft dieses Praktikum sehr, weil ich hier lerne, besser mit Kindergruppen umzugehen“, meint Ben. „Praktika sind eine wirklich gute Chance, einen Einblick, in Berufe zu erhalten. Ich glaube auch, dass man so die Aussicht auf einen späteren Job erhöht.“
Betrieb und Universität
Als einer der wenigen Heine-Schüler macht Thorben Jendrian ein duales Praktikum: Dabei verbringt er eine Woche an der Universität Duisburg-Essen, um dort ein wenig Studentenluft in Seminaren zu schnuppern, und die andere Woche bei der Stadttochter OGM: Dabei lernt man Betriebspraxis in einem Beruf kennen und ist zugleich während seiner Ausbildungszeit immer wieder bei Lehrveranstaltungen an der Universität. So kann er praktische und theoretische Kenntnisse zugleich erwerben – und verdient auch noch Geld.