Oberhausen. Acht Stunden pro Tag muss der hirnkranke Güven aus Oberhausen therapiert werden. Trainingseinheiten fürs Sehen, Riechen, Hören, Tasten und Sprechen stehen auf dem Programm. Ohne ehrenamtliche Helfer würden die Eltern das nicht schaffen. Jetzt suchen sie dringend junge Menschen für die Betreuung.
„Willst du mit mir krabbeln üben?“ – das steht in roten Lettern auf einem Handzettel, den Krankengymnastin Marion Bross derzeit verteilt. Darunter das Foto eines niedlichen, schwarzhaarigen Jungen. Es ist der fünfjährige Güven, ein Patient, der Marion Bross besonders am Herzen liegt. Zusammen mit den Eltern des hirnkranken Kindes sucht sie ehrenamtliche Helfer, die Güven zu Hause in Sterkrade bei seiner Therapie unterstützen.
Çiğdem und Mehmet Demir geben alles für ihr Kind. Doch das junge Paar kann bei aller Liebe, bei allem Einsatz nicht alleine schaffen, was Güven braucht. Der Kleine wird mit der sogenannten Doman-Therapie behandelt, einem ganzheitlichen Ansatz, der sehr aufwändig und kostspielig ist. Wie wir bereits im Mai vergangenen Jahres berichtet haben, unterstützen mehrere liebenswürdige Männer und Frauen, die meisten davon Ruheständler, die Familie. Vor allem bei den motorischen Übungen, die Güven täglich mehrfach wiederholen muss. Mit großem Erfolg, wie Beate Schoßau-Peeters jetzt in einer Mail an die Redaktion berichtet.
150 Meter am Tag
„Als ich Güven kennenlernte, lag er nur auf dem Rücken und konnte die Arme und Beine nur unkontrolliert bewegen“, schreibt die Helferin, die seit einem Jahr schon regelmäßig zu den Demirs kommt. „Kein Augenkontakt, keine Greifreflexe und eine völlig falsche Schmerzwahrnehmung waren nur ein Teil seiner Schwierigkeiten.“ Heute könne Güven sich alleine von der Bauch- und Rückenlage in die Sitzposition bringen und diese auch halten. Er halte Blickkontakt und sei in der Lage, Dinge zu greifen und über kurze Zeit zu halten.
Nun geht es um die nächste Herausforderung für Güven: das Krabbeln. „150 Meter am Tag schafft er schon“, sagt Çiğdem Demir, „es sollten aber 800 sein.“ Doch die Eltern und die überwiegend älteren Helfer stoßen an ihre Grenzen. „Er ist größer und schwerer geworden“, sagt Çiğdem Demir, „wir brauchen junge Leute“.
Intensive Therapie mit ganzheitlichem Ansatz
Die Doman-Therapie wurde vor 50 Jahren von Glenn Doman in den USA entwickelt. Mit zahlreichen Übungen sollen Motorik und Sprache verbessert werden, hinzu kommt eine besondere Ernährung und Sauerstoffzufuhr.
Wer Familie Demir helfen möchte, kann sich bei Marion Bross unter Tel. 0208 / 60 70 990 melden.
Jeder, der auch nur eine Stunde pro Woche helfen könnte, wäre eine große Hilfe für Güvens Mama, die von Helferin Beate Schoßau-Peeters als „unglaublich willensstark, konsequent und liebevoll“ beschrieben wird. Für Güven könnte dann schon das nächste Ziel näher rücken: „Wenn er krabbeln kann“, sagt seine Mutter, „dann wird er auch laufen lernen.“