Oberhausen. Das Ehepaar Kurzel will seinem behinderten Sohn jede Unterstützung zukommen lassen. Doch es gibt Probleme mit der Stadt und der Versicherung.
Noah ist ein aufgeweckter kleiner Junge. Er grinst, wenn man mit ihm redet, und ist ganz in Gedanken vertieft, wenn er mit Wachsstiften malt. Noah, gerade einmal fünf Jahre alt, hat aber auch ein Handicap. Er kam mit einer starken Hirnschädigung auf die Welt, hat dadurch Spasmen in Armen und Beinen, die verhindern, dass er sich ohne Hilfsmittel fortbewegen kann. Essen und trinken kann er ebenfalls nur mit Unterstützung, das Sprechen fällt ihm schwer. Doch macht der Familie Kurzel nicht nur die Behinderung von Noah zu schaffen. Sie beklagt Probleme mit der Stadt, wenn es um Fragen der Eingliederungshilfe geht, und Schwierigkeiten mit ihrer Versicherung beim Thema Hilfsmittel.
Immer wieder Epilepsie-Anfälle
„Noah gibt uns so viel zurück. Wenn man seine Fortschritte sieht, gibt es einem die Kraft weiter zu machen“, erzählt seine Mutter Heike. Noah wurde im Juli 2007 geboren. „Die Schwangerschaft verlief eigentlich normal, bis sechs Wochen vor der Entbindung Noahs Zustand festgestellt wurde.“ Die Diagnose lautete „Cerebralparese“, also eine Bewegungsstörung infolge einer Hirnschädigung. Doch hat Noah nicht nur mit motorischen Problemen zu kämpfen, sondern mit einer allgemeinen Verlangsamung und Schwierigkeit, sich auf eine Situation einzustellen. „Bei gesunden Menschen entstehen Verknüpfungen im Gehirn wie Autobahnen, bei Noah sind das eher Trampelpfade.“ Zudem leidet er an Epilepsie.
Um ihrem Sohn eine bessere Zukunft zu ermöglichen, so dass Noah vielleicht eines Tages auch ohne Hilfsmittel laufen kann, setzen die Kurzels alle Hebel in Bewegung, auch finanziell gesehen. „Wir gehen bereits beide arbeiten“, so die Mutter Heike. „Kredite haben wir ebenfalls schon aufgenommen.“ Bei ihnen besteht jedoch der Eindruck, dass die Krankenkasse, in ihrem Fall die Huk Coburg, versucht, ihren Teil zu verweigern.
Sonderanfertigungen können is zu 10.000 Euro kosten
„Da geht es natürlich manchmal um Summen, die einen selbst zunächst erschrecken lassen“, so Vater Ralf über die Anschaffungskosten von Rollstühlen, Gehhilfen oder anderen Trainingsgeräten. Teilweise bis zu 10.000 Euro teuer können die Sonderanfertigungen werden, da sie stets an die jeweiligen Bedürfnisse des Patienten angepasst werden müssen. „Aber Noah braucht diese Hilfsmittel.“
Nachdem es in der Vergangenheit bereits Probleme bei der Kostenübernahme von Gehhilfen, einem sogenannten „Pro-Walker“ oder einem neuen Rollstuhl gab, geht es der Familie aktuell um ein Therapie-Dreirad. Dieses soll die therapeutische Behandlung von Noah begleiten, ihm beim Muskelaufbau, der Gelenkbeweglichkeit und generell der Bewegungskoordination helfen.
Versicherung offen für Argumente
„Dass Sie, Herr Kurzel und Ihre Ehefrau sowie Ihr Sohn ein schweres Schicksal tragen, ist uns bewusst“, heißt es in einer Mitteilung der Huk Coburg. Aus Sicht der Versicherung habe man bereits aus Kulanz Leistungen erbracht, die nicht im Krankentarif vorgesehen waren. So wurden etwa rund 7700 Euro Zuzahlung bei einer Reha geleistet. Das Therapie-Dreirad sei dagegen nicht zuzahlungswürdig, da bereits durch einen Aktivrollstuhl und durch Übungen mit einem Stehtrainer die Mobilität von Noah unterstützt werde. Dennoch wolle man sich Argumenten nicht verschließen und warte nun auf eine begründete Stellungnahme des behandelnden Arztes.
Gegen die Stadt Oberhausen läuft derzeit eine Klage der Familie Kurzel, bei der es um die Kostenübernahme im Rahmen der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen geht. Mit einer sogenannten „Petö“-Therapie sollen Noahs motorische Fähigkeiten verbessert werden. „Es ist ja nicht so, dass wir einfach eine teure Therapie für Noah haben wollen“, erklärt Ralf Kurzel. „Das läuft nicht über den Kinderarzt, der uns gut leiden kann und deswegen hilft, sondern über Spezialisten, die das empfehlen.“ Die Stadt Oberhausen will den Sachverhalt nicht kommentieren, es handle sich um ein laufendes Verfahren.