Oberhausen. In der Caritas-Kita „Regenbogenland“ lernen Kinder mit und ohne Förderbedarf einen Umgang ohne Vorurteile. Eltern, Erzieher und Therapeuten arbeiten eng zusammen

Oftmals sind Menschen mit einem Handicap im Alltag benachteiligt: Da treffen Rollstuhlfahrer auf Treppenstufen, oder Blinde können nicht einfach mal ins Kino gehen. Das größte Problem aber scheinen die Berührungsängste gesunder Menschen zu sein. Sie wissen meist nicht, wie sie behinderten Menschen begegnen sollen. Genau dort setzt die integrative & heilpädagogische Tagesstätte „Regenbogenland“ an: Schon im Kindesalter wird versucht, diesen Berührungsängsten und Vorurteilen entgegenzuwirken, indem Kinder mit und ohne besonderen Förderbedarf gemeinsam betreut werden. Zugleich wird den Eltern eine Anlaufstelle geboten, um ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

„Häufig bemerken Eltern Verhaltensauffälligkeiten oder Entwicklungsstörungen bei ihren Kindern recht früh und machen sich auf die Suche nach einem geeignetem Förderort“, erzählt Katrin Meinerz-Jansen, Leiterin der Kindertagesstätte.

So verlief es auch bei Sabrina M.: „Ich habe mich vor zweieinhalb Jahren auf den Weg gemacht, um für meinen Sohn eine geeignete Kindertageseinrichtung zu finden.“ Der Fünfjährige sei motorisch eingeschränkt – seine Entwicklung verlaufe langsamer, altersgemäße Bewegungen erwerbe der Kleine erst verspätet. „Das Konzept der integrativen Kita hat mich überzeugt. Ich bekomme von den Erzieherinnen viele Tipps an die Hand und kann mich mit anderen Betroffenen beim Elternabend austauschen, meine Ängste und Sorgen werden hier aufgefangen“, erzählt die Mutter. Ihr Sohn solle so normal wie möglich aufwachsen. „Hier lernt er, dass es auch andere Kinder mit einem Handicap gibt und jeder, trotz körperlicher oder geistiger Einschränkung, dazugehört“, so Sabrina M.

Kindergartenalltag für 23 Kinder

Ob behindert oder kerngesund: „Wir bieten in unserer Einrichtung an der Arndtstraße insgesamt 23 Kindern zwischen drei und sechs Jahren einen Kindergartenalltag, der je nach Förderbedarf durch therapeutische Angebote ergänzt wird“, erklärt die Leiterin. Kinder mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Bedürfnissen und Verhaltensweisen sollen lernen, dass es normal sei, verschieden zu sein.

Davon profitierten alle Kinder: „Die Kinder helfen sich gegenseitig und lernen viel voneinander. Die Behinderungen fallen nach einer Zeit nicht mehr auf“, so Meinerz-Jansen. Die Kinder mit Handicap seien für ihre nichtbehinderten Spielkameraden starke Vorbilder, denn trotz ihrer Einschränkung meistern sie den Alltag genauso gut. Im Gegenzug lernen nichtbehinderte Kinder, tolerant zu sein und Rücksicht zu nehmen.

Die Vorteile des Zusammenseins haben auch Barbara G. davon überzeugt, ihre nichtbehinderte Tochter in der Kindertagesstätte unterzubringen. „Wir sind hierher gekommen, und es herrschte ein unglaublicher Frieden zwischen den Kindern. Jeder wird so akzeptiert, wie er ist, – jedes Kind gehört voll dazu“, berichtet die Mutter.

Familien oft überfordert

Was für Kinder und Erzieherinnen längst zum Alltag geworden sei, schätzen die Eltern als einen großen Segen: „Die Familien sind mit der Behinderung häufig überfordert. Über mögliche Hilfsangebote oder Therapien wissen viele nicht Bescheid“, so die Leiterin. Ihre Arbeit sei umso wichtiger, denn sie stehen Eltern beratend zur Seite und helfen ihnen, die Behinderung ihrer Kinder anzunehmen. „Die Erzieherinnen und Therapeuten stehen in einem engen Kontakt zu den Eltern. So können sie jederzeit über Entwicklungsfortschritte oder Schwierigkeiten informiert werden“, erklärt die Leiterin.

Zusätzlich erleichtern die Therapien vor Ort den Alltag der Familien: „Die Kinder können den Nachmittag mit ihren Eltern oder Freunden verbringen – und müssen nicht zu Ärzten gehen. Die Familien erhalten ein Stück Normalität, ihre Kinder gehören dazu und sind nicht außen vor“, berichtet Meinerz-Jansen – eine Erfahrung, die die Kinder jeden Tag aufs Neue machen.