Oberhausen. Mit der Hoppeditz-Beerdigung endet eine trubelige Narrenspielzeit in Oberhausen. Lob und Applaus gab es für die Tollitäten. Friedliche Lindwürmer erfreuten die Aktiven aus den Vereinen in Oberhausen. Nur der Essener Zug sorgt für Ärger. Eine Sessionsanalyse.

Als Zivilist kehrt Ludger Decker ohne Kappe, Federn und Ornat zurück in den Alltag. Doch auch nach der „doppelten Beerdigung“ des Hoppeditzes (Veilchendienstag am Friedensplatz und am späten Aschermittwoch beim Hauptausschuss Groß-Oberhausener Karneval in der Stadthalle) wird die Tollität außer Dienst in der närrischen Stadt eine Rolle spielen. Die Sessionsanalyse.

Die Umzüge

Besser geht’s nicht: Alle Karnevalszüge (Osterfeld, Alt-Oberhausen, Alstaden und Vondern) gingen bei milden Temperaturen trocken über die Bühne. Beim Cityzug belohnte die Sonne das monatelange Basteln der Wagenbauer. Die schimpften auf den Fassaden über Bundesthemen (Kita-Gebühren, Maut, Euro-Rettungsschirme) und bekannten sich zur Ruhrtradition sowie der Oberhausener Innenstadt. Ein Erfolg für die Organisatoren: Das Glasverbot an der Havensteinstraße zeigte Wirkung.

Die Sitzungen

Die Mischung macht’s: Von Partykarneval, rheinischem Frohsinn und Ruhrgebiets-betontem Programm war alles dabei. Neue Veranstaltungen wie der Funken-Schwof oder die erste Prunksitzung in der König-Pilsener-Arena sind hinzugekommen. Der Sitzungskarneval ist in den vergangenen Jahren nicht weniger geworden, gleichwohl haben es die Gesellschaften in der Stadthalle schwer, die Säle komplett auszulasten. Da wundert es nicht, dass hinter den Kulissen über Kooperationen nachgedacht wird. Doch beim Zusammenschluss müssen individuelle Klippen umschifft werden und Kompromisse her. Der große Gewinner heißt indes Ebertbad mit vielen Sitzungen Knackpunkt hier: Mehr als 400 Besucher passen nicht in die Halle.

Die Stars

Sänger wie Jörg Bausch (Prinzenkürung), Norman Langen (Königshardt) oder Andy Borg (HOAG) ragten heraus. Es musste aber nicht immer ein Star-Gast sein. Selbst gemachte Elferratsshows gehören zum festen Bestandteil der heutigen Sitzungen. Das erfordert viel Engagement bei den Aktiven, schont dafür den Etat und kommt sehr gut beim Publikum an.

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Auch wenn es klassische Büttenredner immer schwerer haben, in Oberhausen waren einige zu hören. Und nicht nur im Fall von Jürgen Hilger-Höltgen (Buschhausen) oder „De Erdnus“ (Herrenfrühschoppen) wahre Glücksgriffe.

Die Tollitäten

Stadtprinz Ludger I., das Dreigestirn um Prinz Holger I. und das Kinderprinzenpaar Robin I. und Milene I. haben einen tollen Job erledigt. Als Ehrenämtler! Hinzu kamen einstudierte Tänze der Garden. Der Reviertanz der Blauen Funken fand Anerkennung sogar bei einem Auftritt in der Turbinenhalle am Tulpensonntag.

Alleine das Dreigestirn absolvierte 140 Termine in der Session. Darunter viele Auftritte in Altenheimen und Behinderteneinrichtungen. Allen Prinzenteams konnte man das Herzblut für die Sache deutlich ansehen.

Der Knatsch

„Stolz auf Oberhausen“: Prinzenmotto und -song, die den Nerv trafen. Deutlich verärgert reagierte Hauptausschuss-Präsident Heiner Dehorn dagegen auf Fernsehberichte zum Essener Karnevalszug: „Dort wurde vom größten Zug in der Umgebung gesprochen. Offensichtlich hat da jemand vergessen, wie der Oberhausener Karnevalsumzug aussieht. Wir hatten mehr als 150 000 Menschen alleine in der Innenstadt am Wegesrand!“

Die Aussichten

Spannend wird es bei der Jahreshauptversammlung des Oberhausener Dachverbandes Ende Mai: Die Amtszeit von Hauptausschuss-Chef Heiner Dehorn läuft aus. Dehorn hatte vor zwei Jahren mangels Nachfolger verlängert. Ex-Prinz Ludger Decker wird zwar bereits in Fachkreisen als Nachfolger gehandelt, tatsächlich gibt es nach Informationen dieser Zeitung vier Szenarien.

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Erstens: Heiner Dehorn überdenkt seine Entscheidung und tritt doch noch einmal an. Zweitens: Ludger Decker wird von den Delegierten gewählt und übernimmt das oberste Amt im hiesigen Karneval sofort. Drittens: Nach der Session meldet sich ein noch unschlüssiger Kandidat für die Wahl. Oder aber viertens: Es übernimmt eine Doppelspitze bestehend aus Dehorn und Decker, um die Nachfolge mit „ruhiger Hand“ voranzutreiben.

Definitiv engagieren wird sich der ehemalige Prinz übrigens beim Aufbau des Karnevalsmuseums an der Ebertstraße, das noch in diesem Jahr eröffnet werden soll.