Oberhausen. . 150 000 Jecken säumen in der Innenstadt den großen Tulpensonntagszug von Prinz Ludger I. Wenig Spitzen, viel Anerkennendes: Spott auf den Motto- und Motivwagen trifft eher die Bundespolitik. Drei Stunden Spaß mit mehr als 85 Kapellen, Wagen und Fußgruppen.
Trubelige Zeiten für die Marktstraße, wachsende Einkaufszentren im Umfeld der City und sowieso schon lange leere Stadtkassen: Ein Narr, wer in der City alles rosarot sieht. Die Jecken dachten beim großen Tulpensonntagszug dennoch nicht daran, ein närrisches Scherbengericht aufzuführen.
Statt bissiger Spitzen gab es häufig einen Blick auf die Vorzüge der Alten Mitte. „Liebe findet Innenstadt“ titelten die Styrumer Löwen auf ihrem Wagen. Und zählten auf, warum in der City mit Sitzungen, Empfängen und Zügen noch immer das pulsierende Herz der Narretei schlägt.
Prinz Ludger I. grüßt vom Sonnendeck
Das schallende „Helau, Narretei!“ fiel Stadtprinz Ludger I. spielend leicht: Glänzende Aussichten am dicht umlagerten Wegesrand ließen die Tollität strahlen. Sein rollendes Aquädukt, ein bauliches Kunststück der KG Blau-Gelb Vondern, diente als Sonnendeck.
Die Strahlkraft am Himmel verfehlte die Wirkung nicht: 150 000 Besucher zählte die Polizei. Drei Stunden Spaß mit mehr als 85 Kapellen, Wagen und Fußgruppen.
Die Grenzstraße zeigte sich rappelvoll wie selten. Vor der Stadthalle war es nicht einfach, überhaupt seinen Arm in Kamelle-Reichweite zu platzieren.
Ob es daran lag? OB Klaus Wehling sang mit Prinz Ludger vom Stadthallen-Balkon aus ein knappes Duett des Prinzenliedes „Stolz auf Oberhausen“. Ein Song, in den OGM-Chef Hartmut Schmidt problemlos einstimmen konnte. Er ging diesmal als Indianer verkleidet. Oder war er ein Häuptling?
Überwiegend Anerkennendes stand auf den Motto- und Motivwagen, die auf die Tradition der Stadt zielten: Das Narrenschiff der KG Weiß-Grün HOAG erinnerte an die rauchenden Schlote der Oberhausener Hüttenwerke.
Die weiß-grünen Frauen grüßten die Fische im Aquarium „Sea Life“. Die neu gegründete Gesellschaft „KG Glück auf“ baute für alle Steiger einen echten Grubenwagen.
Nebelschwaden, Papierschnitzel und Seifenblasen-Fontäne
Am auffälligsten aber rollte das erst kürzlich prämierte Gute-Laune-Mobil der KG Blau-Gelb St. Marien mit einem "Traumbau aus Ägypten" durch den Zug: Nebelschwaden, Papierschnitzel-Abschussbasis und Seifenblasen-Fontäne sei Dank.
Bissigen Spott gab es höchstens für die Bundespolitik: Die 1. KG Narrenzunft setzte die Bundeskanzlerin in eine Dampf-Lokomotive und meinte mit Blick auf europäische Rettungsschirme: „Hier verheizt Frau Merkel unsere Kohle!“ Die GOK ließ CSU-Chef Seehofer jeck aussehen: „Maut auch für Karnevalszüge? Nein, danke!“