Oberhausen. . Jeder zehnte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Oberhausen verdient sich Geld hinzu. Der örtliche DGB-Chef mahnt, dass eine bedenkliche Entwicklung in Gang gesetzt wurde. Das Lohngefüge gerate zusehends in eine Schieflage.
Jeder zehnte sozialversicherungspflichtig Beschäftige in Oberhausen hat einen Nebenjob. Seit 2003 ist der Anteil derer, die neben der regulären Arbeit Geld hinzuverdienen, deutlich gestiegen. Damals gingen 2788 Beschäftige in dieser Stadt einem Nebenjob nach, 2013 waren es hingegen bereits 6185.
Damit hat sich dieser Anteil unter den rund 61.200 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Oberhausen mehr als verdoppelt. Von einem „echten Hammer“ spricht Thomas Schicktanz, Stadtverbandsvorsitzender des Gewerkschaftsbundes DGB, angesichts dieser Zahlen.
Lohngefüge in Schieflage
„Wenn der normale Arbeitsplatz nicht mehr ausreicht, um die Lebenshaltungskosten zu bestreiten, ist das eine Entwicklung, die uns nicht gefallen kann“, sagt der Gewerkschafter. Das könne ein Anzeichen dafür sein, dass sich das Lohngefüge in Deutschland inzwischen in einer deutlichen Schieflage befinde. „Zumal die Nebenkosten, allen voran die für Energie, beständig weiter steigen.“
„Selbst viele gut ausgebildete Männer und Frauen erhalten seit einigen Jahren keine Vollzeitanstellung mehr“, führt Schicktanz weiter aus. „Immer mehr Beschäftigte müssen eine 20- oder 30-Stunden-Stelle annehmen.“
Anteil der älteren Arbeitnehmer nimmt zu
Das belegen die Zahlen der Agentur für Arbeit. Demnach waren im Jahr 2003 noch 12.634 der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Oberhausen in Teilzeit tätig. 2013 waren es dagegen bereits 17.094. „Das ist sicherlich ein wichtiger Aspekt“, so Schicktanz. Zudem lässt sich anhand der Zahlen ablesen, dass gerade der Anteil der älteren Arbeitnehmer (50 bis 64 Jahre) weiter zunimmt, die einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen.
Anteil der Frauen bei 65 Prozent
Die Zahl der Mini-Jobber ist seit dem Jahr 2006 nahezu konstant geblieben.
Unter den aktuell 21 092 geringfügig Beschäftigten in Oberhausen stellen die 25- bis 49-Jährigen die mit Abstand größte Gruppe, mit einem Anteil von 45,4 Prozent.
Der Anteil der Frauen an den Mini-Jobbern liegt derzeit bei 65 Prozent.
„In der heutigen Zeit schaffen sich viele mit einem Nebenverdienst ein zweites Standbein“, sucht Christiane Fern, die Leiterin der Arbeitsagentur, eine Erklärung. Die Gründe dafür seien jedoch vielfältig. „Die einen möchten sich im Alltag gerne etwas mehr leisten und finanzieren ihren Urlaub, ein Auto, die eigene Immobilie oder gar den wöchentlichen Restaurantbesuch mit einem Nebenverdienst.“
Viele Menschen auf Nebenverdienst angewiesen
Eine andere Gruppe könnte in ihrem derzeitigen Job vielleicht nicht ausgefüllt oder ausgelastet sein, „und verschafft sich durch eine Nebentätigkeit die Möglichkeit der Selbstbestimmung oder den Wunsch nach mehr Kreativität und Abwechslung“, vermutet die Agenturchefin.
„Auf der anderen Seite gibt es immer noch Menschen, die von ihrem originären Beruf nicht leben können und den Nebenverdienst brauchen, um ihre Existenz sichern zu können. Dies drückt sich vermehrt in Streiks und Forderungen nach Mindestlöhnen aus.“
Bei Nebentätigkeiten handle es sich nicht immer nur um Helfertätigkeiten, betont Fern. „Viele arbeiten im Handel oder im Gesundheitswesen und haben die Tätigkeiten in einer Ausbildung oder Weiterbildung erlernt.“