Mehr als 5240 Berufstätige waren 2012 in Oberhausen auf einen Minijob als zusätzliche Einnahmequelle angewiesen. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die das Pestel-Institut in Hannover im Auftrag von Verdi und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gemacht hat. Demnach ist die Zahl der derjenigen, die neben ihrer Hauptbeschäftigung noch einen Minijob haben, in den vergangenen Jahren in Oberhausen gestiegen: „Blickt man zehn Jahre zurück, hat es eine Zunahme von rund 123 Prozent gegeben“, sagt Studienleiter Matthias Günther. 2012 hätten mehr als sechs Prozent der Beschäftigten in Oberhausen sich mit einem 400-Euro-Job nebenher etwas dazuverdient.

„Wir haben das Phänomen der Multi-Jobber. Das sind Menschen, die mit dem Geld, das sie in ihrem Hauptjob verdienen, nicht mehr auskommen. Deshalb müssen sie auf einen oder mehrere Nebenjobs ausweichen, um überhaupt noch über die Runden zu kommen“, sagt die Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Mülheim-Oberhausen, Henrike Greven. Abhilfe könne nur ein einheitlicher gesetzlicher Mindestlohn schaffen, darin sind sich Verdi und NGG einig. „8,50 Euro pro Stunde – das ist der Mindestpreis, den Arbeit bei uns hat“, sagt die Geschäftsführerin der NGG-Region Ruhrgebiet, Yvonne Sachtje.

Eine klare Absage erteilen Verdi und NGG dem Vorhaben der schwarz-gelben Regierungskoalition in Berlin, regional unterschiedliche Lohnuntergrenzen einzuführen. „Dann würde Deutschland zu einem ‚Lohn-Flickenteppich’. Die Verdi-Geschäftsführerin warnt vor einer „Deutschlandkarte mit Dumpinglohn-Löchern“, in die hinein dann „von skrupellosen Unternehmen die Aufträge vergeben“ würden. Abgesehen davon hält Greven regionale Mindestlohn-Tarifverhandlungen „für nicht machbar, da sich die Arbeitgeber von Lohndrücker-Branchen garantiert nicht an einen Verhandlungstisch setzen würden“.