Oberhausen. . Die Bahn plant aktuell Lärmschutzwände entlang der Betuwe-Linie in Oberhausen. Nun kritisiert auch die Stadtverwaltung das Vorhaben, denn diese befürchtet eine Trennwirkung. Zudem seien die Schallschutzwände anfällig für Vandalismus. Die Bürgerinitiative „Betuwe – so nicht“ begrüßt den Vorstoß.
Meterhohe Metallwände, die auf mehreren Kilometern Länge eine künstliche Grenze durch das Stadtgebiet ziehen: Dieses Szenario befeuert den Unmut vieler Oberhausener Bürger, die mit den Lärmschutzplänen der Deutschen Bahn beim Ausbau der Güterbahnstrecke „Betuwe“ nicht einverstanden sind.
Nun geht auch die Stadtverwaltung auf Konfrontationskurs zum Staatsunternehmen. „Es handelt sich dabei um die aus Sicht der Deutschen Bahn wirtschaftlichste Lösung, die jedoch keine Rücksicht auf das Stadtbild, die angrenzende Bebauung und auf die Interessen der Oberhausener Bürgerinnen und Bürger nimmt“, heißt es in einer Vorlage für den Planungsausschuss am kommenden Dienstag.
Neue Angsträume befürchtet
Die Stadtverwaltung befürchtet eine „Trennwirkung“ und einen „städtebaulichen Einschnitt“, sollten die Planungen der Bahn so in die Tat umgesetzt werden. Das Unternehmen favorisiert drei bis sechs Meter hohe Schallschutzwände aus Aluminium entlang des Oberhausener Abschnitts der Betuwe-Linie.
Damit ist die Stadtverwaltung aber gar nicht einverstanden: Sie fürchtet um die „soziale Kontrolle“ an Bahnsteigen und Haltepunkten, also neue Angsträume. Zudem seien die Aluminium-Elemente anfällig für Vandalismus, da diese nicht begrünt werden können.
Das Rathaus fordert dagegen, dass sich der Lärmschutz in das Stadtbild einfügen muss. Mit der nötigen Zustimmung des Rates soll ein eigenes Gestaltungskonzept zum Schallschutz erarbeitet werden. Die Verwaltung denkt etwa an braunrote Wände aus Beton im „Backstein“-Stil, die begrünt werden könnten. Auch möglich seien Wände aus mit Steinschüttungen gefüllten Drahtkörben, die Nistplätze für Tiere schaffen. An Überführungen, dem Bahnhof Sterkrade und am Haltepunkt Holten sollen Sichtfenster eingebaut werden.
Bis 3. März im Technischen Rathaus
Rund 30.000 Anwohner sind in Oberhausen direkt oder indirekt vom Ausbau der Betuwe-Linie betroffen.
Planungsunterlagen zum sieben Kilometer langen Sterkrader Strecken-Abschnitt liegen noch bis zum 3. März im Technischen Rathaus, Bahnhofstraße 66, aus. Auskünfte gibt es im Raum 232: Mo. bis Fr., 8.30 bis 12 Uhr; Mo. bis Mi., 14 bis 16 Uhr; Mo., 14 bis 18 Uhr.
Eines der größten Bauprojekte in Oberhausen
Manfred Flore, der Sprecher der Bürgerinitiative (BI) „Betuwe – so nicht“, begrüßt den Vorstoß der Stadt. „Es kann nicht sein, dass man den Leuten unschöne Metallwände vor die Nase setzt. Die Bahn hat derzeit eine absolute Billiglösung vorgelegt.“ Darum befürwortet er es, wenn die Stadtverwaltung Alternativen aufzeigt. „Die Bürgerinitiative ist im ständigen Kontakt mit den zuständigen Dezernaten in der Stadt. Es ist schön, wenn unsere Bedenken aufgegriffen werden.“
Flore macht zudem deutlich, was er von der Deutschen Bahn erwartet. „Man muss sich vor Augen halten, dass der Ausbau der Betuwe-Linie eines der größten Bauprojekte in Oberhausen nach dem Zweiten Weltkrieg ist. Darum sollte man auch dementsprechend die gestalterischen Gesichtspunkte nicht vernachlässigen.“ Bei einem Projekt mit einem Gesamtvolumen von 1,5 Milliarden Euro müssten Mittel für Lärmschutzwände da sein, die sich in die Landschaft integrieren, fordert Flore.