Oberhausen. Oberhausens Grüne fürchten eine Teilung der Stadt beim Bau der Güterzugstrecke. Die Partei fordert von der Bahn einen umfassenden Lärmschutz. Zudem sehen sie die Gefahr, dass am Sterkrader Bahnhof neue “Angsträume“ entstehen könnten, wenn die Bahn ihre derzeitige Planungen beibehält.

„Schmalspurprogramm“ oder „Lärmschutz light“: Die an der Stadtregierung beteiligten Oberhausener Grünen gehen beim Ausbau der Betuwe-Linie auf Konfrontationskurs zur Deutschen Bahn. „Wir fordern von der Bahn einen umfassenden Lärmschutz auf dem Gebiet unserer Stadt“, so Regina Wittmann, Fraktionssprecherin der Grünen im Stadtrat im Gespräch mit dieser Zeitung. „Dabei dürfen aber auf keinen Fall gestalterische Aspekte vergessen werden. Die momentanen Pläne stellen eher eine Zäsur für Sterkrade dar.“ Nach Wittmanns Ansicht drohe nämlich der Stadtteil, aber auch Oberhausen insgesamt durch eine fünf Meter hohe, undurchsichtige und unförmige Lärmschutzmauer in zwei Teile getrennt zu werden. „Das ist für uns auf keinen Fall akzeptabel.“

Der Gesundheitsschutz der Anwohner stehe zwar deutlich an erster Stelle, „aber die Beispiele aus den Niederlanden zeigen auch, wie ein moderner Schienenbau funktionieren kann“. Bei den bereits fertig gestellten Abschnitten der Betuwe-Linie im Nachbarland habe man Rücksicht auf das bestehende Stadt- und Landschaftsbild genommen. „Vielerorts wurden regionale Planer hinzugezogen. Die Bahntrassen integrieren sich in ihre Umgebung und wirken nicht als Fremdkörper.“ Ein reiner Zweckbau, so wie ihn die Bahn derzeit in Oberhausen plane, würde nicht ausreichen. „Derzeit wird da eine riesige Chance verpasst.“

Anknüpfung an Bürgerinitiative

Die Grünen knüpfen mit diesen Forderungen an die Kritik der Bürgerinitiative (BI) „Betuwe – so nicht“ an, die ebenfalls hart mit den aktuell bestehenden Planungen ins Gericht geht. „Die Deutsche Bahn darf sich bei diesem gewaltigen Vorhaben nicht auf uralte Sicherheitsrichtlinien berufen. Damit werden wir Bürger uns nicht zufrieden geben“, machte sich zuletzt BI-Sprecher Manfred Flore Luft über den Umgang der Bahn mit dem Oberhausener Planungsabschnitt. „Betuwe ist die erste neu zu bauende Güterbahnstrecke seit Kriegsende. Eine moderne Hochleistungsstrecke braucht modernen Lärmschutz.“ Wittmann unterstützt diese Ansichten.

Rund 30.000 Anwohner betroffen

Rund 30.000 Anwohner sind in Oberhausen direkt oder indirekt vom Ausbau der Betuwe-Linie betroffen.

Planungsunterlagen zum sieben Kilometer langen Sterkrader Abschnitt liegen noch bis zum 3. März im Technischen Rathaus, Bahnhofstraße 66, aus. Auskünfte gibt es im Raum 232: Mo. bis Fr., 8.30 bis 12 Uhr; Mo. bis Mi., 14 bis 16 Uhr; Mo., 14 bis 18 Uhr.

Die Grünen wollen der Bahn darüber hinaus auch beim Aus- und Umbau des Bahnhofes Sterkrade ins Gewissen reden. „Dort müssen einsehbare Räume entstehen und nicht – wie befürchtet – dunkle Angsträume.“ Wittmann zielt hiermit auf die Unterführung unter den Gleisen ab, die Ostrampe und Neumühler Straße verbindet. „Der aktuelle Zustand ist nicht tragbar.“

Dass die Missstände aber allein durch ein paar neue Farben oder eine bessere Beleuchtung zu beheben seien, zieht die Fraktionssprecherin in Zweifel. „Wir würden es begrüßen, wenn der Ausgang um 90 Grad gedreht würde und man so nicht vor eine Wand läuft.“ Eine große Baustelle gebe es ferner bei der Barrierefreiheit. „Mit dem aktuellen Stand der Dinge, also dass Rollstuhlfahrer teilweise Umwege zu anderen Bahnhöfen in Kauf nehmen müssen, finden wir uns nicht ab.“