Oberhausen. . Viele Oberhausener beschweren sich über die Zustände im Stadtteil Styrum. Vor allem Ältere sind mit der Nahversorgung unzufrieden. Die Furcht vor einem Verfall ist groß, denn immer mehr Läden stehen leer. Auch die Sparkasse schloss ihr Service-Center. Der Bürgerverein sucht nach Lösungen.

Der heiße Draht zur Redaktion stand nicht still. Etliche Styrumer beschwerten sich über die Zustände in ihrem Stadtteil. Alle drei Lebensmittelgeschäfte stehen leer und dann schloss die Stadtsparkasse auch noch ihr Service-Center an der Lothringer Straße. Eine 76-Jährige forderte gar verzweifelt: „Gebt uns unser altes Dorf zurück!“

Alle Anrufer machten deutlich: „Wir wollen hier nicht weg, wir wohnen gerne in Styrum.“ Aber zugleich hieß es auch: „Wir haben Sorge, dass der Ort verfällt.“ Mit Hans Gerd Tenoth und Dieter Nachtigall vom Vorstand des Styrumer Bürgervereins sehen wir uns die Lage vor Ort genauer an.

Alteingesessene Geschäfte

Insbesondere die Lothringer Straße kann dabei vorweisen, wovon die Marktstraße gerne mehr hätte: viele kleine alteingesessene Läden. Es gibt nicht nur einen Metzger, sondern auch einen Bäcker, eine kleine Poststelle, Friseure, ein Sanitätshaus, ein Ärztehaus, eine kleine Modeboutique, ein Sonnenstudio, ein Kosmetiklädchen. Die Styrumer treffen sich beim Einkauf vor allem auf dieser Hauptschlagader. Doch mittlerweile klaffen zwischen den Geschäften Lücken. „Da vorne war mal eine Schlecker-Filiale, aber die wurde im Zuge der Insolvenz der Drogeriekette dicht gemacht“, erläutert Tenoth. Schräg gegenüber schmiss ein Tiefkühlkost-Vertreiber das Handtuch. Was die Lebensader Styrums aber am nachhaltigsten traf: „Die Schließung des Edeka-Marktes 2009“, sagt Dieter Nachtigall. Denn der Markt sei die ideale Nahversorgungsquelle für die meist älteren Anwohner gewesen.

Entsprechend viel Mühe hatte sich der Bürgerverein mit der Suche nach einem Nachfolger für das rund 550 qm große Ladenlokal gegeben. Die erste Wahl fiel auf Cap. „Das ist ein Supermarkt, der sich um die Integration behinderter Menschen in ein normales Arbeitsumfeld bemüht“, erläutert Tenoth. Cap habe erst Interesse bekundet. „Aber dann wurde doch nichts daraus.“ Auch Discounter Norma zeigte sich nicht abgeneigt, zog sich aber ebenfalls unvermittelt zurück.

Zwangsversteigerungsverfahren noch nicht abgeschlossen

„Kein Wunder“, meint ein Kenner der Immobilienbranche, der lieber ungenannt bleiben möchte. Für heutige Ansprüche sei das Lokal zu klein. „Da suchen Discounter selbst in der City Flächen von 1200 qm.“ Außerdem sei das Zwangsversteigerungsverfahren für das Wohn- und Geschäftshaus noch nicht abgeschlossen. „Solange dies nicht der Fall ist, wird dort niemand einsteigen“, ist sich der Experte sicher. Denn der neue Besitzer habe ein Sonderkündigungsrecht und könne die Mieter einfach vor die Tür setzen. „In das Ladenlokal geflossene Investitionen wären damit futsch.“ Ein Blick in den Zwangsversteigerungskatalog des Amtsgerichts bestätigt: Die Immobilie steht für 740.000 Euro zum Verkauf (Mindestgebot 370.000 Eu­ro). Die Versteigerung ist für den 6. Mai geplant.

Bis dahin gucken die Styrumer also wohl noch in die Röhre. Die zwei kleinen Läden, die in dem Ort ihr Glück versucht hatten, sind übrigens ebenfalls wieder abgezogen. „Die Preise waren zu hoch“, meint Dieter Nachtigall. In Styrum lebten viele Ältere mit knapper Rente. „Ein Discounter wäre optimal“, sagen Tenoth und Nachtigall einhellig. Der Bürgerverein sucht nun nach Zwischenlösungen. Hans Gerd Tenoth hat Kontakte zu den Betreibern des Mülheimer Bürgerbusses geknüpft. „Wenn der bei uns fahren könnte, wäre das eine Erleichterung für unsere Senioren.“

Außerdem überlegt der Verein auf Anregung von City-Manager Franz-Josef Muckel, die „Flotte Karotte“ einzuspannen. Bei dem Bio-Lieferservice sind neben Bestellungen per Internet auch Einkaufsaufträge per Telefon möglich.