In Styrum hat man die Gelassenheit nicht verloren: Auch wenn es an der Stadtgrenze zu Mülheim gerade in windigen Zeiten nicht immer leicht ist, die Wehwehchen vor der eigenen Haustür zu diskutieren. Der schrumpfende Handel auf der Lothringer Straße sorgte zuletzt für Aufregung.
Einen Supermarkt gibt es an der Pulsader des Ortsteils nicht mehr. Und dennoch: Die Styrumer schätzen ihr ganz besonderes Fleckchen Oberhausen. Bernd Schur, der Wirt der Bauernstube, kann das gemeinsame Wirken der Styrumer für die Sache bestätigen. Am Ortsteileingang steht es kämpferisch mit dem Löwen im Wappen eingemeißelt auf einem harten Steingrund: „Styrum bleibt Styrum!“
Gastronomie erhielt bereits 1874 die erste Schanklizenz
Kleinkriegen lassen sich die Styrumer nicht. Schur hat schon viel erlebt. Das Wirtshaus, das er heute mit Frau Marlene betreibt, erhielt seine erste Ausschanklizenz im Jahr 1874. Damals hieß der Laden noch Heidekrug – und war eigentlich noch gar kein Oberhausener Treffpunkt. Denn Styrum war doch nicht immer Styrum.
„Früher gehörte Styrum ausschließlich zu Mülheim“, sagt Bernd Schur. „Erst mit der Eingemeindung vor 102 Jahren wurde der Ortsteil ein Stück von Oberhausen.“ Die Grenzstraße trägt nicht umsonst ihren Namen, sie teilte die Städte und dient so auch heute noch zur Unterteilung von Styrum und Alt-Oberhausen.
Daher spricht Schurs Frau Marlene auch vom „Gang ins Städtchen“, wenn sie das Styrumer Steinwappen an der Kreuzung Lothringer Straße und Grenzstraße links liegen lässt und sich mit dem Einkaufskorb bewaffnet in die alte Oberhausener Mitte begibt. Es sind die „vielen schönen Orte“, wie Schur sagt, „die man oft gar nicht richtig bewusst zur Kenntnis nimmt“, die schon hier sichtbar sind. So geht es direkt neben der Kreuzung in eine kleine Parkanlage, die zum dicht besiedelten Ortsteilinneren einen kleinen Kontrast bildet. Spielende Kinder haben hier Gelegenheit, fernab des Straßenverkehrs die Vergnügungsgeräte wie Schaukel und Rutschen zu benutzen.
Das Kernstück sind die Menschen
Nebenan – auf der Lothringer Straße – reihen sich dagegen Erinnerungen aneinander: Die leerstehende Immobilie des ehemaligen Edeka-Marktes scheint bei den Anwohnern zu schmerzen. „Ganz früher war hier eine markante Gaststätte ansässig“, sagt Schur. Walter Siepe betrieb den „Sauerländer Hof“. In den 80er Jahren erlebte die Kneipe mit zwei Kegelbahnen und 25 ansässigen Kegelclubs ihren Höhepunkt. Siepe, ein rekordverdächtiger Styrumer: Der Wirt war Mitglied in unfassbaren 152 Vereinen. Das gesellige Kneipenleben machte es möglich.
Rundgang durch Styrum
1/12
Kernstück des Ortsteils sind die Menschen – und die St. Joseph-Kirche sowie die dahinter angesiedelte Helios-Klinik auf deren Gelände momentan gebaut wird. Auch rarer Parkraum soll neu entstehen.
Viele Erinnerungen an den Rekord-Styrumer Walter Siepe
Unweit des Klinikkomplexes befindet sich die „Kronen Apotheke“.
Wie Schur sagt, ist das Pharmageschäft seit vielen Jahrzehnten familiengeführt. Das Besondere: Die vielen historischen Apotheken-Logos an der Außenfassade vermitteln einen Eindruck des langjährigen Schaffens. Es sind Relikte mit besonderer Typographie aus längst vergangenen Tagen, die ihren Charme nicht verloren haben.
Das Vereinsleben prägt Styrum bis heute: Die KG Styrumer Löwen engagiert sich mit Festen und Feiern am öffentlichen Leben, feiert nicht nur den Karneval, sondern holt Musik-Gruppen zu Konzerten nach Oberhausen.
Ebenfalls aktiv ist der Styrumer Bürgerverein, der die Historie des Ortsteils regelmäßig in eigenen Publikationen veröffentlicht. Hinzu kommen Ringer, Schützen – und mit Blick zum Rechenacker auch die Fußballer. Die Trainingsanlage von Rot-Weiß Oberhausen gehörte bis kürzlich zu Styrum, zumindest bis zum Umzug der Kleeblätter zur neuen Anlage am Stadion Niederrhein. Für die Sportanlage soll in Styrum nun Wohnbebauung folgen. Der Wandel der Zeit, er hat Styrum erfasst.
Doch Styrum bleibt sich auch treu: Wenn Bernd Schur durch die Straßen schlendert, reihenweise Bekannte grüßt, spürt man, dass er sich wohl fühlt. Die Verwurzelung, sie ist am südlichen Rand der Stadt deutlich vorhanden. Was hat Styrum trotz des Verzichts fast in paradiesischer Anzahl? „Friseure“, sagt Schur. „Bei uns gibt es auf kleinstem Raum alleine acht Stück.“
Alle Stadtteilrundgänge durch die Viertel nördlich und südlich der Emscher finden Sie auf unserer Serienseite - Das ist Oberhausen
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.