Oberhausen. .
In Styrum zeugen gleich drei große Ladenlokale in unmittelbarer Nachbarschaft davon, dass die Lothringer Straße ihre Attraktivität für Investoren und Kunden verloren hat. Zum Leidwesen vieler - vor allem älterer - Anwohner.
„Wir leben seit 54 Jahren in Styrum und hatten jahrzehntelang ein funktionierendes Angebot. Das ist jetzt anders“, bedauert Marlies Oberkötter. Milchgeschäft, Tante-Emma-Läden, Metzgereien, Bäcker - alles war vorhanden für die tägliche Versorgung. Inzwischen sind noch ein Metzger und eine Bäckerei am Ort.
Der Edeka-Markt gab vor mehr als zwei Jahren auf, von zwei Drogeriemärkten ist nun auch keiner mehr übrig. Kleinere Ladenlokale wechseln die Pächter in kurzen Intervallen. Marlies Oberkötter: „Wir fragen uns, ob Styrum langsam ausbluten soll. Im Gegensatz zu Alstaden, wo mehrere Discounter sind, ist hier nichts mehr. Nicht mal ein Röllchen Garn kann man hier kaufen.“
Problem Einkaufen
Mit zunehmendem Alter und gesundheitlichen Einschränkungen wird in diesem Ortsteil das Einkaufen zum Problem: „Wenn meine Tochter den Einkauf für uns nicht machen würde, wüssten wir nicht, wie das gehen sollte. Nur bei den Friedhöfen haben wir noch ein großes Angebot an Plätzen.“
Auch Anneliese Altpass sieht sich zunehmend Problemen bei der Versorgung ausgesetzt: „Ich fahre mit dem Bus in die Stadt, erledige dort so viel ich kann. Aber ich bin mehrmals in der Woche unterwegs, denn viel tragen kann ich nicht.“ Die 73-Jährige sieht dennoch keine gute Chancen für eine Neuansiedlung eines Lebensmitteldiscounters: „Die Leute haben sich längst umorientiert und erledigen ihre Einkäufe auf der grünen Wiese. Wer das nicht kann, ist arm dran.“
Rücken macht nicht mit
Der Verlust der Nahversorger macht auch Heidrun Trenkel zu schaffen, die bis vor kurzem noch den Einkauf für ihre über 90-jährige Nachbarin erledigte: „Das macht mein Rücken nicht mehr mit. Immer mit dem Bus zum Bahnhof, umsteigen in die Straßenbahn und an der Rolandstraße bei Edeka einkaufen, das schaffe ich nicht mehr.“
Auf dem absteigenden Ast sehen auch Herbert Munschek (82) und seine Tochter Stephanie Munschek (42) den Ortsteil. Als Inhaber eines Schreibwarengeschäftes hat Herbert Munschek die Entwicklung über 47 Jahre verfolgt: „Die Situation wird immer schlechter.“ Das bestätigt Tochter Stephanie, die inzwischen das Geschäft führt: „Die Stimmung bei den Kunden schwankt zwischen Resignation und Wut. Aber wer einmal unterwegs ist zu anderen Geschäften, erledigt dort auch Einkäufe, die er sonst bei uns machen würde.“
Hans-Gerd Tenoth, Vorsitzender des Styrumer Bürgervereins, hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, doch groß ist sein Optimismus nicht: „Mit der Schließung der Sparkassen-Filiale begann der Abstieg. Es folgten Edeka und Rossmann, jetzt Schlecker.“
Immobilien stehen leer
Interessenten für die Edeka-Immobilie seien abgesprungen, noch immer ist die Folgenutzung dieses Gebäudes, das in die Konkursmasse der Eigentümer fällt, die Insolvenz anmelden musste, nicht geklärt. Tenoth aber sieht gute Chancen für einen neuen Lebensmitteldiscounter. Dazu müssten aber bessere Bedingungen geschaffen werden: „Die Poller auf der einen Seite der Lothringer Straße müssen weg, es sollte eine Tempo-30-Zone werden.“ Trotz Eingaben bei der Bezirksvertretung tut sich nichts, kritisiert Tenoth.
Bernd Schur, Hotelier und Gastwirt, sieht die Styrumer auch in der Verantwortung: „Es nützt nichts, wenn man jammert, dass der Eispalast zumacht, aber selbst das Eis beim Discounter kauft. Solange die Styrumer nicht vor Ort einkaufen, hat kein Lebensmittel-Geschäft eine Chance.“ Den Pessimismus teilt City-Manager Franz Muckel: „Es ist in Styrum nicht gelungen, die leer stehenden Immobilien schnell wieder zu vermieten. Ein ähnliches Problem wie in der Innenstadt von Oberhausen. Je länger Immobilien leer stehen, desto schneller kommen weitere Leerstände hinzu.“ Der City-Manager geht davon aus, dass zudem die Kaufkraft in Styrum zu gering ist, um Investoren zu locken.