Oberhausen. Seit 60 Jahren gehen sie als Ehepaar gemeinsam durchs Leben, sie kennen sich aber schon seit ihrer Kinder- und Jugendzeit. Marga und Reinhard Lerch feiern Diamantene Hochzeit.

Sie sind eines von diesen Paaren, vor denen man heute staunend und ehrfürchtig steht: Fast ihr ganzes Leben haben sie in Borbeck verbracht, davon über 40 Jahre in einem Steigerhaus an der Breilstraße gewohnt, im Schatten der Burg Vondern. Und 60 Jahre sind Marga und Reinhard Lerch nun verheiratet. Sechs Jahrzehnte, von denen die 78-jährige Marga sagt, dass ihr das gar nicht so lange vorkommt, „ich weiß gar nicht, wo die Zeit geblieben ist“. Kann eine Frau ihrem Mann ein schöneres Kompliment machen?

Reinhard Lerch, der im Januar 85 Jahre alt geworden ist, lächelt. „Wir haben auch unsere Kriege ausgefochten, schließlich sind wir zwei verschiedene Menschen.“ Aber sie wussten dennoch, „dass wir auf einer Linie sind, dass wir uns gegenseitig unterstützen“, sagt der ehemalige Reviersteiger. Sich unterstützen und Hand in Hand zu arbeiten, das galt für die beiden nicht nur mit Blick auf das Familienleben und die drei Kinder Irmhild, Frieder und Heidrun, sondern auch bei zahlreichen ehrenamtlichen Aktivitäten.

Kirche ist die Heimat

Sie haben den Kindergottesdienst geleitet, Marga Lerch gründete einen evangelischen Frauenkreis, Reinhard einen Posaunenchor, außerdem ist der 85-Jährige noch im Vorstand des Fördervereins der Burg Vondern, um nur mal einiges zu nennen. Die Kirche, die Evangelische Kirchengemeinde Essen-Dellwig-Frintrop-Gerschede und ihr Gemeindehaus an der Quellstraße, „das war immer unsere Heimat“, sagt Marga Lerch. Und die Menschen in der Nachbarschaft, mit denen sie sich verbunden fühlten. Dabei hat Musik immer eine zentrale Rolle gespielt: Posaune, Harmonium, Blockflöte – die Töne brachte Reinhard seiner Marga bei – oder Gitarre, ein Instrument, das Marga Lerch noch im Alter von 60 Jahren spielen lernte.

Auch, wenn nicht immer alles einfach und gerade in den Anfangsjahren das Geld knapp war: „Wir haben nicht gejammert“, meint Marga Lerch, durchhalten, beständig sein, das gehörte einfach dazu. Sparsam musste im Haushalt gewirtschaftet werden, als der Mann noch zur Bergschule ging, „ich habe mir eine Frisur angeschafft, für die ich keinen Frisör brauchte, Lippenstift und Nagellack gab’s auch nicht“, erinnert sich die familiäre Finanzministerin, die eine Ausbildung zur Verkäuferin im Kaufhof gemacht hatte. „Wir haben von Anfang an das ‘Mein’ und ‘Dein’ in ein ‘Unser’ verwandelt“, verrät der alte Bergmann ihr Eherezept. Und später, als die Familie sich finanziell besser stand, da konnten sie reisen: nach Sri Lanka, Ägypten, Russland, Israel.

"Es ist ein Geschenk und kein Verdienst"

„Es ist ein Geschenk und kein Verdienst, dass wir die Diamantene Hochzeit begehen können“, sagt Reinhard Lerch. Dabei kennen sie sich ja sogar länger als 60 Jahre, kamen im Jugendkreis der Kirche einander näher. Ihre Dankbarkeit für das gemeinsame Leben wollen sie heute mit Kindern, mehreren Enkeln und einem Urenkel, Freunden und Verwandten teilen: Um 11 Uhr findet der Gottesdienst an der Quellstraße statt, anschließend gibt’s die Feier im „Wohnzimmer“ der Familie: auf Burg Vondern.