Oberhausen. Nach Kohle-Projekt und Wettbüro geht’s jetzt um eine echte Produktion, von und mit mit Bürgern, die Spaß daran haben. Ein Standort muss noch gefunden werden. Startkapital aus der Kulturförderung ist vorhanden. Die nächste Versammlung findet am 12. Februar statt. Die Aktiven hoffen auf rege Beteiligung.
Vor zwei Jahren hat ihr Kohle-Projekt hier eine Komplementärwährung eingeführt, im vergangenen Jahr wetteten sie gegen ganz Oberhausen. Jetzt sind sie zurückgekehrt, die Geheimagenten aus Hamburg. Als freier Partner des Theaters im Programm Doppelpass gefördert, haben sie Projekt-Kapital der Kulturstiftung des Bundes im Gepäck. Doch ihr neues Vorhaben hat auf den ersten Blick nichts mit einer künstlerischen Produktion zu tun: Ziel ist eine Fabrik ohne Chef. Die, die darin arbeiten, sollen gemeinsam bestimmen wo’s lang geht.
Doch das ist noch längst nicht alles. Die Agenten ermunterten die Teilnehmer der ersten Factory-Vollversammlung in der Theaterbar, bei der Ideenfindung zu helfen. Es stellte sich heraus: Was, wo und wie genau produziert werden soll und warum überhaupt, wollen die Agenten nicht alleine bestimmen. Sie setzen auf Beteiligung von Beginn an. Auf Kompetenz auch. Denn davon, wie zum Beispiel eine Oberflächenschleifmaschine funktioniert, haben die Hamburger keine Ahnung. Aber sie haben bereits hier eine entdeckt, in der Lehrwerkstatt der ehemaligen Gießerei auf dem Babcock-Gelände.
Geeigneter Raum für die Factory
Aha. Sie haben sich also doch schon selbst auf die Suche gemacht nach einem geeigneten Raum für die Factory. Zwar haben sie durch die beiden Vorgänger-Projekte durchaus schon in Oberhausen gute Kontakte, aber noch nicht das richtige Insider-Wissen, oder sie tun nur so, als hätten sie selbst keinen Plan. Bei Geheimagenten und ihren Projekten weiß man ja nie so genau, was sie noch in der Hinterhand haben.
Nicht geheim ist, dass sie Gäste im Bahnhofsturm sind, dort eine der von der Initiative Kunst im Turm renovierten Etagen bezogen haben und dass sie den Ausblick auf die Gleise genießen. Es sei nur ein bisschen zugig, sagen sie.
Fabriken ohne Chefs gibt’s übrigens schon einige, in Griechenland, Spanien, Italien, Frankreich. „Wir waren in Marseille auf dem Kongress, bei dem es darum ging, sich zu vernetzen“, erzählte einer der Agenten. „Allen ist klar: Allein wird man eingemacht.“ Im Gegensatz zum Oberhausener Vorhaben, gab es dort aber bereits Belegschaften, denn es handelt sich bei den cheflosen Fabriken um Betriebe, die dicht gemacht wurden, und Arbeiter, die beschlossen, alternative Unternehmen zu gründen. Sie machten praktisch aus der Not eine Tugend. Dort geht’s ums Überleben, hier eher um Spaß? Ja und nein. Auch sowas verraten Geheimagenten nicht. Es hätte ja auch sein können, dass das Wettbüro weiter betrieben worden wäre, als sie Oberhausen wieder verließen, oder dass es immer noch möglich wäre, irgendwo mit Kohle statt mit Euro zu bezahlen.
Fangemeinde soll wachsen
Bänke, Sparschweine aus Glas, Kulturbeutel, etwas, was nicht hergestellt, sondern auseinandergebaut wird, um es zu recyceln – Ideen, was produziert werden könnte, hatten die Versammlungsteilnehmer schon. Ideen für mögliche Standorte der Fabrik auch. Wichtig sei eine zentrale Lage der Factory und dass es Spaß mache, das gefertigte Produkt zu kaufen. Wichtig ist auch, dass die Beteiligung wächst. Jeder, der sich einbringen möchte, ist bei der nächsten Versammlung willkommen.
Sie findet am Mittwoch, 12. Februar, um 20 Uhr in der Bar des Theaters statt. Bis dahin wollen die Agenten einige Orte ausgekundschaftet und einige Kooperationspartner gefunden haben. Die dritte Versammlung ist für den 12. März um 19.30 Uhr im Malersaal des Theaters geplant. Die Gründungsversammlung findet am 29. März im Großen Haus des Theaters statt. Projekt-Abschluss ist 1. Mai. Aus der Factory-Geschichte machen die Agenten ein Musical. Kontakt: info@geheimagentur.net oder Tel. 8578-295.