Oberhausen. Inklusive „Zweitpremiere“ des Familienstücks am Oberhausener Theater. Auch gehörlose Zuschauer haben Spaß. Eine halbe Stunde vor der Aufführung gibt es eine Einführung in der Theaterbar. Experten stellen Handlung und Akteure des Stücks ohne Sprache vor.
Beim fünften Mal ist es schon Tradition: Das Familienstück des Oberhausener Theaters erhält eine Zweitpremiere mit Übersetzung in die Gebärdensprache, damit auch gehörlose Menschen Spaß daran haben. Für nicht gehörlose Zuschauer ist das auch ein interessantes Erlebnis, denn es ist höchst selten, dass Gebärdensprachen-Dolmetscher von Theatern angeheuert werden. Zu sehen ist die Inklusions-Aufführung von „Urmel aus dem Eis“ am Sonntag, 9. Februar, um 15 Uhr im Großen Haus.
Für die beiden Gebärdensprach-Experten Kira Knühmann-Stengel und Klaus Meinhold ist es bereits das fünfte Engagement am Oberhausener Theater. Die Live-Übersetzung von „Die rote Zora“ im Januar 2010 war ihr erster Auftrag. Danach haben sie „Mio mein Mio“, „Das Dschungelbuch“ und „Gespensterjäger“ für gehörlose Zuschauer übersetzt. Dennoch ist es keineswegs eine Routine-Sache, erfordert viel Aufwand in der Vorbereitung und ist sehr anstrengend. Deshalb wechseln sich die beiden Meister der Kommunikation mit Mimik und Gestik auch ab, wenn sie den auf der Bühne agierenden Schauspielern eine für Gehörlose verständliche Sprache geben.
Sie werden auf der Empore stehen und live agieren
Sie werden auf der Empore stehen, live agieren und dabei gefilmt und auf zwei Leinwände übertragen, so dass ihre Gebärden von jedem Platz aus gut sichtbar sind. „Wir werden darauf achten, dass die gehörlosen Zuschauer unten sitzen“, sagt Theaterpädagogin Anke Weingarte, auf deren Initiative der Kontakt zu den beiden Gebärdensprache-Dolmetschern zustande kam. Trotzdem sei es fürs Verständnis der Handlung enorm wichtig, die Einführung zum Stück zu besuchen, die eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung um 14.30 Uhr in der Theaterbar stattfindet. Dabei geht es darum, die Akteure des Stücks kennenzulernen, denn der Professor, Urmel, Schweinchen Wutz, Pinguin und Co werden, bevor sie sprechen, immer mit der gleichen Gebärde angekündigt. „Fürs Urmel haben wir uns eine Gebärde überlegt, es ist doch so eine Art Drache“, sagt Klaus Meinhold.
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Sogar Lieder werden übersetzt, für die Dolmetscher eine besondere Herausforderung. „Klaus ist dafür prädestiniert“, sagt Kira Knühmann-Stengel. Sie verrät auch, dass es für die Gebärdensprache besser und schlechter geeignete Theaterstücke gibt. „Fallen sich beispielsweise Schauspieler gegenseitig ins Wort wird’s schwer. Gut ist es immer, wenn sich auf der Bühne visuell viel tut.“ Bei „Urmel“ ist das auf jeden Fall garantiert. Ein Textbuch brauchen die beiden Meister der Gebärden beim Übersetzen übrigens nicht. Sie verlassen sich auf das, was sie hören.