Oberhausen. Der frühere Bundesparteichef der SPD und Vizekanzler, Franz Müntefering, zeichnete in Oberhausen verdienstvolle Mitglieder der Partei aus, darunter auch den legendären Alt-OB Friedhelm van den Mond, der schon 50 Jahre Mitglied ist. Müntefering erinnerte daran, was die SPD stark gemacht hat.

Schon zu seinen Zeiten als Bundesvorsitzender der SPD und Minister war Franz Müntefering sich nicht zu schade, Ortsvereinen seine Aufwartung zu machen, etwa um langjährige Parteifreunde zu ehren. Als Ruheständler nahm er sich am Sonntagvormittag im Zentrum Altenberg viel Zeit, das auch beim SPD-Ortsverein Oberhausen-West zu tun. Nicht ohne einen eindringlichen Appell daran, die sozialdemokratische Idee mit Beharrlichkeit weiter zu verfolgen.

Gleich fünf der 280 Genossen aus Alstaden und Lirich sind der ältesten deutschen Partei seit einem halben Jahrhundert verbunden, unter ihnen Alt-Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond.

Der Kampf für mehr Toleranz

Franz Müntefering nahm das zum Anlass, an den mühsamen Aufstieg der Partei zu erinnern. „Eigentlich waren nach dem Scheitern der Nazis 1945 ja die Sozis an der Reihe“, meinte er. Aber die Konservativen, erinnerte er, die den Nazis den Weg an die Macht bereitet hätten, hätten mit der CDU eine neue Partei gegründet und den wirtschaftlichen Aufstieg in den 1950er Jahren gekonnt mit den Namen ihrer Frontmänner Konrad Adenauer und Ludwig Erhard verknüpft.

Das habe auch daran gelegen, dass die SPD sich lange Zeit auf das Arbeitermilieu beschränkt habe. Erst 1959 sei ihr mit dem Godesberger Programm die Kehrtwende gelungen. Müntefering: „Von da an hieß es, wir kämpfen zwar für die Schwachen, aber bei uns haben alle Platz.“

Großes Lob für Alt-OB Friedhelm van den Mond

Zwar betonte der frühere Vizekanzler Franz Müntefering (74) bei seiner Ehrung langjähriger SPD-Mitglieder von Oberhausen-West, alle Mitglieder seien gleich viel wert und ohne die Unterstützung Tausender seien die Erfolge der Partei nicht möglich gewesen. Schließlich entscheide oft der Zufall darüber, ob jemand in der Partei aufsteige oder nicht.

Dennoch ging der prominente Gast besonders auf Leben und Wirken von Alt-OB Friedhelm van den Mond (81) ein. Beide waren 1969 erstmals Ratsherren in ihren Heimatstädten geworden. „Nur hätte ich im schwarzen Sundern nie Bürgermeister werden können, musste also einen anderen Weg gehen.“

"Der war kein Vielredner, kein Bluffer"

Van den Mond war es dann in Oberhausen von 1979 bis 1997. „Der war kein Vielredner, kein Bluffer. Der ist immer ehrlich gewesen, hat um die Sache gerungen.“

Der so Geehrte erklärte seinen Politik-Stil mit der Herkunft aus dem Bergbau: „Da brauchte man keine Feststeller, sondern Absteller“, Leute, die anpackten. Und in Abwandlung eines Bergarbeiter-Spruchs meinte der Alt-OB: „Die SPD musst Du lieben, sonst kannst Du nichts verändern.“

Verbunden gewesen sei dieser Wandel mit der Person von Willy Brandt, 1961 erstmals Kanzlerkandidat. „Heute wird leicht vergessen, wie die mit Willy umgesprungen sind“, etwa mit Plakaten wie „Ein uneheliches Kind darf nicht Kanzler werden“. Dass das heute undenkbar geworden sei, sei eines der Verdienste der SPD: immer für mehr Toleranz eingetreten zu sein.

Dem Ruhrgebiet unter die Arme greifen

Seinen Oberhausener Genossen machte Müntefering Mut. „Die Probleme im Ruhrgebiet sind nicht Ergebnis der Unfähigkeit der Verantwortlichen, sondern des Laufs des Lebens“, des wirtschaftlichen Wandels. 35 Jahre lang habe das Ruhrgebiet den Aufstieg Ba­yerns finanziell mit ermöglicht. Heute sei es eben nötig, dem Ruhrgebiet weiter unter die Arme zu greifen.

„Wir brauchen einen Armuts- und Reichtumsbericht auch für Städte und Gemeinden“, forderte er. „Für einen besseren Ausgleich der Lasten haben wir nicht noch 20 Jahre Zeit.“ Und: „Wenn nicht diese Große Koalition das schafft, wer dann?“ Die Kosten der Grundsicherung müssten vom Bund übernommen, die Städtebauförderung intensiviert werden. Zweiflern am neuen Regierungsbündnis mit CDU und CSU in Berlin rief er entgegen: „Die Große Koalition muss nicht zwingend schiefgehen.“