Oberhausen. Mit drastischen Worten rechnet die langjährige Oberhausener Ratsfrau Uly Stroh mit der örtlichen SPD-Führung ab: Sie sei arrogant und agiere abgehoben. SPD-Chef Michael Groschek habe zudem die Unwahrheit gesagt. Und dabei greift Uly Stroh zu einem sehr harten Vergleich.
Die von ihrem SPD-Ortsverein Oberhausen-Ost ausgebootete Ratsfrau Uly Stroh (Borbeck) ist von der Art und Weise, wie sich die junge Generation um René Pascheberg nach oben geboxt hat, so tief enttäuscht, dass sie ihre „finanzielle Unterstützung an den Unterbezirk Oberhausen mit sofortiger Wirkung eingestellt“ hat.
Sie hatte bereits im Dezember nach einer turbulenten Ortsvereinssitzung, in der die Kandidatenliste für den Rat beschlossen wurde, auf eine weitere Ratskandidatur verzichten, weil „ich derartig gemobbt worden bin“. Zum SPD-Ortsverein Oberhausen-Ost gehören auch Oberbürgermeister Klaus Wehling und der Oberhausener SPD-Parteichef Michael Groschek.
"Fatale Unwahrheit"
Stroh bleibt zwar SPD-Mitglied, will aber dem rheinland-pfälzischen Ortsverein Merxheim beitreten. Die Borbeckerin wirft schriftlich Groschek vor, „großmundige plakative Äußerungen, die von der Realität weit entfernt sind“, zu tätigen. Die Worte „Bürgerbeteiligung“ und „Bürgernähe“ würden als „hohle Phrasen“ benutzt, verschiedene Meinungen würden als „Bedrohung“ und nicht als Bereicherung bewertet.
Bei der Vorstellung der Oberhausener SPD-Direktkandidaten für die Kommunalwahl Ende Mai 2014 hatte Groschek gelobt, dass ein Drittel von ihnen Frauen seien. Mehr sei aber nicht möglich gewesen – mangels weiblicher Kandidatinnen. Jetzt schreibt Uly Stroh: „Fatale Unwahrheit! Ich selbst kenne allein in unserem Ortsverein Ost mindestens fünf Frauen, die gerne pointierter die Basisarbeit (und auch in sichtbaren Funktionen) gestaltet hätten.“ Doch angesichts der „Vorstandsarbeit in der Struktur der von mir totgeglaubten Kaderpolitik der ehemaligen DDR hatten sie keine Chance“.
Arrogant und abgehoben
Die Zahl an Kandidatinnen mit einem fehlenden Interesse von Frauen zu begründen, „spricht nur von der völligen Arroganz und Abgehobenheit unserer Führung in Unterbezirk und Fraktionsvorstand“.
Grundsätzlich gibt Stroh zu Bedenken, dass ein „Erneuerungsprozess immer mehr als ein Verjüngungsprozess“ sei. Sie unterstütze das Engagement junger Menschen. Verantwortung der Älteren sei aber auch dafür zu sorgen, dass die Jüngeren Schule und Studium konsequent zu Ende führten und sich auf dem Arbeitsmarkt bewähren. Stroh beobachtet stattdessen eine „Flucht in die Pöstchen-Jägerei und eine Versorgungsmentalität“ einiger Jüngerer.