Oberhausen. . Ehrenamtliche Helfer der Oberhausener Tafel werden bei der Lebensmittelausgabe genauso behandelt wie die Kunden. Allerdings mit dem Unterschied, dass die Helfer zuerst an der Reihe sind. Nach dem Skandal in Bottrop, schlugen die Wellen hoch - in Oberhausen gibt es keine besonderen Vorkommnisse.
In der Nachbarstadt Bottrop schlugen die Wogen zur Jahreswende in Sachen „Tafel“ hoch. Helfer bei der preisgünstigen Lebensmittelausgabe für sozial Bedürftige sollen sich dort selbst bedient haben. Ein Beirat des Vereins war mit der Aufklärung der Vorwürfe so unzufrieden, dass er zurücktrat. Bei der Oberhausener „Tafel“ gibt es das Problem nach Angaben des Vorsitzenden Josef Stemper nicht. Ehrenamtliche Helfer würden hier bei der Ausgabe genauso behandelt wie die Kunden. Mit einem Unterschied: Sie kommen zuerst an die Reihe.
Schokolade oder Kasseler
„Aber dann achten unsere Gruppenleiter schon darauf, dass sie für den einen Euro, den sie bezahlen, genauso viel mitnehmen wie jeder Kunde auch“, sagt Stürmer. Der pensionierte städtische Beamte gehört zu den Mitbegründern der „Tafel“ in Oberhausen.
Wenn an einem Tag besondere Leckerbissen nur in kleineren Mengen zur Verfügung stehen, kommen sie laut Josef Stemper auf einen Sondertisch. „Gibt es zum Beispiel nur kleine Mengen Schokolade, dafür aber auch kleine Mengen von abgepacktem Kasseler, dann gilt eben für jeden, der sich am Sondertisch bedient, an diesem Tag ,Schokolade oder Kasseler“, erläutert der Vorsitzende.
Keine Karteileichen
Für einen Euro ebenso günstig einkaufen zu können wie die Kunden, das sei, so der „Tafel“-Vorsitzende, sozusagen die Belohnung für bis zu sechs Stunden ehrenamtliche Mitarbeit, die dem vorangehe. Nur, um die Helfer nach getaner Arbeit nicht noch lange auf die Ausgabe warten zu lassen, würden sie zusammen mit Schwerbehinderten vorgezogen. Alle anderen Kunden erhalten Wartemarken. Damit ist ihre Wartezeit vom Zufall abhängig.
„Alle erhalten dann für einen Euro Lebensmittel im Gegenwert von 20 bis 25 Euro“, berichtet Josef Stemper. Da lohne sich ein Missbrauch nicht, selbst bei denjenigen Helfern nicht, die selbst Bezieher von Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe sind. Missbrauch würde auch mit dem Ausschluss aus dem Verein bestraft. Aber den Fall habe es noch nicht gegeben.
Da die Oberhausener „Tafel“ keine Ein-Euro-Jobber oder gar hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigt, gebe es auch in dieser Hinsicht keine Besonderheiten. Umgekehrt muss jeder der zur Zeit rund 100 ehrenamtlichen Helfer nach einer Probezeit Mitglied des Vereins werden und nach dem Ende der Mitarbeit wieder ausscheiden. „Wir haben keine Karteileichen“, so der Vorsitzende. Damit werde der Kreis derer, die theoretisch nach Vergünstigungen streben könnten, zusätzlich klein gehalten. „Wir haben bloß drei Fördermitglieder, die nur spenden.“