Bottrop. Der Vorstand der Bottroper Tafel bedauert den Rücktritt des Beirates und hofft auf einen Neuanfang.Er bestätigt: Vereinskneipe holte sich bis Februar 2013 gespendete Lebensmittel ab.

Bis Februar 2013 und nicht nur bis 2011 ist eine Fuhlenbrocker Vereinsgaststätte mit Lebensmitteln versorgt worden, die an die Bottroper Tafel gespendet wurden. Entsprechende Informationen der WAZ-Redaktion hat der Tafel-Vorstand jetzt bestätigt.

Die Lebensmittel seien von Mitarbeitern jener Gaststätte abgeholt worden. „Es wurde nur Gemüse und Salat abgegeben“, sagte Dieter Kruse, Schriftführer des Vereins „Partner für Jung und Alt“. Der Verein ist Träger der Bottroper Tafel.

Auf Anweisung

Der Vereinsvorstand geht jetzt auf Distanz zu seinem 1. Vorsitzenden. So betont Kruse: „Dies geschah alleine auf Anweisung des 1. Vorsitzenden, entgegen den ausdrücklichen Willen der übrigen Vorstandsmitglieder“. Den Vorwurf, dass Tafel-Helfer dafür in der Vereinsgaststätte zum Dank kostenlos bewirtet worden seien, weist er indes zurück. „Mitarbeiter, die in der Gaststätte verkehrt haben, haben ihre Speisen und Getränke immer aus eigener Tasche bezahlt“, versichert Kruse. Dies habe eine Befragung unter den Helfern ergeben. Allerdings rutscht dem Schriftführer auch die Bemerkung heraus: „Ich kann für Niemanden die Hand ins Feuer legen“.

Für den Rücktritt des Tafel-Beirates macht der Vereinsvorstand Unstimmigkeiten zwischen Bürgermeisterin Monika Budke als Schirmherrin der Tafel und dem Vorsitzenden verantwortlich. Der Tafel-Vorstand bedauere den Rücktritt der Bürgermeisterin sowie den Rücktritt des Tafel-Beirates sehr.

Wie die WAZ berichtete, hatte Tafel-Vorsitzender Friedhelm von Oepen beklagt, dass es auch zu Diebstählen von gespendeten Lebensmitteln gekommen sein soll. Die ertappten Mitarbeiter seien daraufhin entlassen worden. Auch das weist der Tafel-Vorstand jetzt weit von sich. „Das ist uns nicht bekannt“, sagte Dieter Kruse. Vier Fahrzeuge habe die Tafel im Einsatz. Sie seien immer mit je zwei zwei Leuten besetzt. Anlässe Fahrer und Beifahrer auszuwechseln, habe es nicht gegeben. Es gab zwar Entlassungen, bestätigt der Vorstand den Vorsitzenden, allerdings habe es dafür andere Gründe gegeben. Zu den vom Vorsitzenden bedauerten Diebstählen muss es jedoch durchaus gekommen sein, sie liegen aber offenkundig länger zurück. So teilt der Tafel-Vorstand mit: „Ein Vorfall ist allenfalls aus der Zeit der Gründung der Tafel bekannt“.

Nicht diskriminieren

Zu den Mitgliedern des Tafel-Vereins gehören auch Menschen, die selbst Anspruch auf soziale Hilfen haben. „Wir wollen ja niemanden diskriminieren“, betont Kruse. Von den 52 Mitgliedern des Trägervereins „Partner für Jung und Alt“ beziehen 15 Hilfsleistungen. Auch die Hilfskräfte der Tafel seien so genannte Hartz-4-Bezieher. „Die meisten Mitarbeiter und Helfer sind selbst hilfsbedürftig“, erklärt der Tafel-Vorstand. Der Verein sei dafür gelobt worden, sie als Helfer einzusetzen, weil er so ja daran mitwirke, die Wiederaufnahme von Jobs vorzubereiten. Selbstverständlich teile die Tafel an diese Helfer ebenfalls Lebensmittel aus wie an alle anderen hilfsbedürftigen Kunden auch.

Aufruf zur Mitarbeit

Der Vorstand der Tafel ruft die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich in dem Hilfsverein zu engagieren. „Wir haben ja sonst kaum andere Helfer“, erklärt Schriftführer Dieter Kruse. Deshalb müsse der Verein zumeist Helfer einsetzen, die selbst auf Hilfe zum Leben angewiesen seien. „Sie zahlen aber genauso wie alle anderen unserer Kunden dafür, wenn sie Leistungen von uns bekommen“, versicherte die stellvertretende Tafel-Vorsitzende Hannelore Dietrich. Ein Euro werde pro Lebensmittelausgabe fällig, für Kinder nehme die Tafel 50 Cent.

Nachdem die gespendeten Lebensmittel sortiert sind, dürfen Tafel-Mitarbeiter, die selbst hilfebedürftig sind, vor der offiziellen Ausgabe der Waren an andere Kunden ihre selbst benötigten Lebensmittel einkaufen. Dabei führe ein Mitglied des Tafel-Vorstandes dann Aufsicht, stellte der Verein klar. Generell müsse jedermann, der so günstig Lebensmittel kaufen möchte, auch nachweisen, dass er bedürftig sei; entweder mit dem Bescheid, Hartz-4-Leistungen zu beziehen oder mit dem Bescheid über eine niedrige Rente. Zweimal jährlich werde das überprüft.

Schriftführer Kruse lädt jedermann dazu ein, sich im Tafel-Domizil an der Gladbecker Straße 108 selbst einen Eindruck zu verschaffen, zum Beispiel zu den Zeiten, zu denen die Mitarbeiter der Tafel die Lebensmittelspenden verkaufen, grundsätzlich aber nach Terminabsprache jederzeit.

Kontakt: Bottroper Tafel, Gladbecker Straße 108/110, Telefon: 02041/37671-12, -13, -14
bottropertafel@gelsennet.de