Oberhausen. Mietnomaden sind in Oberhausen schon längste keine Seltenheit mehr, wie der Eigentümerverband „Haus & Grund“ beklagt. Den Mitgliedern entstehe dadurch ein Schaden von rund 720.000 Euro pro Jahr. Betroffener Horst Sarres etwa hat eine Forderung von 20.000 Euro offen.

Wenn Horst Sarres (72) an sein Mehrfamilienhaus in der Schmachtendorfer Tenterstraße denkt, packt ihn die Wut. „Bei mir haben Mietnomaden gehaust. Zwei Jahre lang hatte ich nur Palaver. Habe kein Geld gesehen, nix!“

Dies ist kein Einzelfall in Oberhausen, so der Eigentümerverband „Haus & Grund“: Fünf bis sechs Fälle landen allmonatlich auf seinem Schreibtisch. Pro Jahr entstehe seinen rund 4000 Mitgliedern ein Schaden von rund 720.000 Euro, sagt Geschäftsführer Jochen Schütz. Oft gefährde das die Existenz der Hauseigentümer.

Fluchtartig verlassen

Sarres’ Mieter, ein Ehepaar mit zwei Kindern, sind ausgezogen. In der rund 90 Quadratmeter großen Dachgeschosswohnung blieben Müllsäcke, Unrat und Kleidung in vielen Ecken zurück. Das Kinderzimmer wirkt fluchtartig verlassen. Ponyposter der Tochter im Kindergartenalter hängen noch an den Wänden. Die Wohnungstür ist eingetreten. Im Keller türmen sich Dreck und Sperrmüll.

„Circa 20.000 Euro bekomme ich noch von der Familie“, sagt Sarres, der die Summe längst abgeschrieben hat. „Sie hat kein Geld.“ Dabei hatte der Familienvater einen tollen Eindruck gemacht, sei „ein Pfundskerl“ gewesen – bis es ans Bezahlen ging. Dann kühlte das Verhältnis ab.

Schufa-Auskunft einholen

Bis Sarres, der noch ein weiteres Haus und rund 50 Garagen vermietet hat, wieder jemanden in die Wohnung einziehen lassen kann, muss er Handwerker hineinschicken. „Verhungern werde ich deswegen nicht.“ Noch so ein Verlust könne aber seine Existenz gefährden. Daher will er ab sofort auf eine freiwillige Schufa-Selbstauskunft pochen, bevor er sich neue Mieter ins Haus holt. Dies hatte er vor zwei Jahren bei der Familie unterlassen.

Ehrliche Mieter geben Auskunft

Jochen Schütz von Haus & Grund rät zu gründlichen Recherchen über mögliche Mieter. Dazu brauche es deren Einwilligung, viele ehrliche Mieter würden sie aber bereitwillig geben.

Stehen Mieter mit gepackten Koffern vor der Tür: Vorsicht! „Man sollte sich nicht bequatschen lassen – je mehr Vermieter ein Mietnomade getäuscht hat, desto besser wird er darin.“

Jochen Schütz von „Haus & Grund“ rät dringend, solche Einkünfte einzuholen. Selten seien Mietnomaden in Oberhausen nämlich längst nicht mehr. Die Vermieter hätten sich meist ihr Eigentum „jahrelang vom Munde abgespart“ und bräuchten die Mieteinnahmen für ihren Lebensunterhalt.

Gespräch mit Mietern suchen

Der Begriff Mietnomade werde jedoch viel zu häufig benutzt. „Die meisten Mieter, die ihre Miete nicht zahlen, fallen nicht wie Heuschrecken in eine Wohnung ein, um dann weiter zu ziehen.“ Allerdings zeichne sich eine stetig wachsende Entwicklung ab, „den Vermieter um den Mietzins zu prellen und das Eigentum anderer nicht zu achten“.

Wenn die Zahlungen ausbleiben, rät Schütz, solle man unverzüglich das Gespräch mit den Mietern suchen. Keinesfalls solle man zwei Jahre warten, wie es Horst Sarres tat. Gleich mit „Kanonen auf Spatzen schießen und einen Anwalt einschalten“, sei aber oft nicht die beste Lösung. Für Mieter sei finanzielle Not ein schambesetztes Thema.