Oberhausen. . Busse des Oberhausener Verkehrsunternehmens Stoag waren bis November 2013 acht Mal in Verkehrsunfälle verwickelt. Schuld haben meist die Autofahrer: Sie kennen Verkehrsregeln nicht und nehmen dem Bus die Vorfahrt. Stoag-Fahrer konnten in den meisten Fällen Schlimmeres verhindern.
Ein Unfall mit einem voll besetzten Linienbus – ein Horrorszenario. Erst am Wochenende berichteten wir über den Zusammenstoß eines Stoag-Busses mit einem Pkw - eine ältere Dame wurde schwer verletzt. Im April verletzten sich sechs Menschen, weil der Fahrer der Linie SB 98 durch einen Autofahrer zur Vollbremsung genötigt worden war. Wenige Tage zuvor hatte ein Stoag-Bus eine Neunjährige frontal erfasst. Zufall? Oder häufen sich tatsächlich Linienbusunfälle?
„Im letzten Jahr hatten wir sechs Verkehrsunfälle mit 22 leicht Verletzten“, sagt Johannes Heckelei von der Verkehrsunfallprävention der Polizeidirektion Sterkrade. In diesem Jahr seien es bislang acht Unfälle mit 14 leicht und einer schwer Verletzten gewesen.
Mehr als 26.000 Kilometer pro Tag
Stoag-Sprecherin Sabine Müller bescheinigt ihrem Fahrerteam ein ausgesprochen gutes Fahrverhalten: „Wir legen in der Spitze mit 120 Bussen am Tag zwischen 26.000 und 28.000 Kilometer in Oberhausen zurück.“ Dass es dabei nur zu so wenigen Unfällen käme, spreche für sich. Ein Blick in die letzten Polizeimeldungen bestätigt: Viele Zusammenstöße mit Linienbussen wurden von Autofahrern verursacht, die dem Bus die Vorfahrt nahmen.
Die sichersten Plätze sind Sitzplätze
Die sichersten Plätze im Bus sind die Sitzplätze. Fahrgäste sollten sich stets gut festhalten. Kleinkinder auf den Schoß nehmen und festhalten.
Für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen gilt: Bremsen anziehen und entgegen der Fahrtrichtung fahren. Kinderwagen oder Rollatoren immer gut festhalten.
Johannes Heckelei weiß: „Es herrscht bei Pkw-Fahrern oft Unsicherheit darüber, wie sie sich vor allem an Bushaltestellen richtig verhalten.“ Heckelei klärt auf: Wird ein Bus an der Haltestelle von einem Pkw passiert, hat dieser Schrittgeschwindigkeit zu fahren. Gleiches gelte für den Gegenverkehr.
Besondere Vorsicht müsse der fließende Verkehr bei Schulbussen walten lassen. „Ist die Warnblinkanlage an, dürfen Autofahrer den Bus nicht mehr überholen.“ Die aussteigenden Fahrgäste dürften nicht gefährdet werden. Deshalb rät Heckelei: „Lieber stehen bleiben und warten, bis der Bus abfährt.“
Ein Passieren der Haltestelle nur in Schrittgeschwindigkeit sei in diesem Fall auch für den Gegenverkehr Pflicht.
Regelmäßige Schulungen
Zeige der Busfahrer an, dass er sich einfädeln möchte, habe er in der Regel zwar Vorfahrt. Jedoch: „Er muss natürlich aufpassen, dass er nicht jemanden, der schon auf gleicher Höhe ist, von der Straße fegt.“
Dass die Unfälle mit Linienbussen eher glimpflich verliefen, schreibt Sabine Müller der guten Aus- und Weiterbildung zugute. „Jeder Fahrer muss laut Gesetz in fünf Jahren an mindestens fünf Schulungen teilnehmen, außerdem alle fünf Jahre seine körperliche Eignung überprüfen lassen.“ Dazu kämen hausinterne Weiterbildungen. „Etwa wie man Rollstuhlfahrern behilflich sein kann“, erklärt Müller.
Peter Meintz, Sprecher des ADAC Westfalen, hält die heimischen Busse „für die sichersten Gefährte der Welt, sicherer als Flugzeuge“. Das liege an den regelmäßigen Fortbildungen der Fahrer, aber auch an den Sicherheitsüberprüfungen. „Alle sechs Monate müssen die Bremsen gecheckt werden, einmal im Jahr das komplette Fahrzeug.“