Oberhausen. Die meisten Beschwerden im Pflegebereich basieren laut Heimaufsicht auf Missverständnissen. Die städtische Abteilung mit zwei Vollzeitkräften hat 32 Einrichtungen im Blick.

Viel Ärger lösten die zum Teil mangelhaften Noten aus, die der Medizinische Dienst der Krankenkassen vier Oberhausener Seniorenheimen bescheinigte. Die Stadtverwaltung soll die Situation in den Einrichtungen im Blick haben. 32 davon gibt es in Oberhausen, die von der städtischen Heimaufsicht unangemeldet kontrolliert werden. Die zwei Vollzeitkräfte gehen auch Beschwerden von Angehörigen nach. 2012 und 2013 war dies jeweils achtmal der Fall. Schwerwiegend eingreifen musste die Heimaufsicht nach eigener Aussage bislang einmal: Als „Haus Alexandra“ in finanzielle Schieflage geriet und der Betreiber 2007 in der Folge nicht mehr genug Geld für Nahrung und medizinische Hilfsmittel der rund 90 Bewohner hatte.

„Dabei handelte es sich um einen Frauenarzt aus Düsseldorf, der dachte, diese Senioreneinrichtung sei ein gutes Geschäft für die eigene Altersabsicherung, das man nebenbei führen könnte“, erinnert sich Holger Eichstaedt von der Heimaufsicht. Fast täglich habe der Mann weinend an seinem Schreibtisch gesessen. „Dabei stand es um das Haus gar nicht schlecht, nur war er mit der Verwaltung völlig überfordert.“

Neuer Betreiber, neue Gesamtnote

Damit die Bewohner bleiben und die rund 60 Mitarbeiter ihre Stellen behalten konnten, machte sich Eichstaedt auf die Suche nach einem neuen Betreiber. Den fand er im Deutschen Roten Kreuz. Haus Alexandra heißt heute August-Wieshoff-Seniorenzentrum und versorgt 102 Bewohner. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen bescheinigte der Einrichtung eine Gesamtnote von 1,0. Auch die Heimaufsicht ist mit dem Haus nun zufrieden.

Beschwerden von Angehörigen nehmen Sozialarbeiter Holger Eichstaedt und seine Kollegin Gabriele Müntjes (Pflegefachkraft) generell sehr ernst. „Als wir hörten, ein Bewohner würde zu wenig zu trinken bekommen, fuhren wir sofort raus“, versichert Eichstaedt. Laut Dokumentation war zwar alles in Ordnung. Doch die Mitarbeiter der Heimaufsicht befragten auch den Bewohner selbst. „Wir wiesen das Haus auf das mögliche Problem hin und führten eine Beratung durch.“

Häufig liegen Missverständnisse den Beschwerden zu Grunde

Ob Zweifel an der richtigen ärztlichen Versorgung, eine ausbleibende Benachrichtigung über einen Todesfall, eine falsche Versorgung bei Erkrankungen oder eine mangelnde Sorgfalt bei Vorsorgemaßnahmen – die meisten Beschwerden seien Missverständnisse zwischen Angehörigen und Pflegekräften gewesen. „Wir konnten vermitteln, Sachverhalte klären“, sagt Müntjes. Nur eine von acht aktuellen Beschwerden habe sich als gravierend erwiesen: Eine schlechte Absprache zwischen Personal und Ärzten führte während einer Kurzzeitpflege zu medizinischen Komplikationen. „Ernsthaftes ist nicht passiert. Die Heimleitung räumte das Versäumnis ein, wir berieten zum Besseren.“