Oberhausen. Ein Bürger ärgert sich über das schnelle Abhandeln von Stadtentwicklungstehemen im Stadtteilparlament. Er lädt zum Runden Tisch. 150 Bürger diskutieren dreieinhalb Stunden - heftig.

Mehr Stühle! „Wir brauchen mehr Stühle!“ 135 Sitzplätze hatte Karl-Heinz Mellis für seinen ersten Runden Tisch zur Stadtteilentwicklung von Osterfeld bereitgestellt, doch die reichten nicht aus: Mehr als 150 Gäste waren am Montagabend ins Café Pictron gekommen, um über Bauvorhaben heftig und äußerst ausführlich zu diskutieren. 16 Tagesordnungspunkte hatte sich Mellis vorgenommen – dreieinhalb Stunden reichten für sechs. Denn viel Ärger war in der Luft.

Zum Teil persönliche Angriffe

Mit der langen Diskussion wollte Mellis einen Gegenpol zur Bezirksvertretung Osterfeld setzen, in deren letzter Sitzung Stadtentwicklungsthemen rund 15 Minuten eingenommen hatten. Mellis hatte kritisiert, dass Bürger in diesem politischen Gremium kaum zu Wort kommen und schlecht informiert würden. Ein offener Brief hatte ihm die Aufmerksamkeit beschert.

Zum Teil persönlich griffen die Bürger-Vertreter der Parteien sowie Stadtteilakteure an, die Mellis beim Runden Tisch aufs Podium gesetzt hatte. Weil Entscheidungsträger fehlten, wurde viel spekuliert. „Wer hat denn hier Recht?“, fragte bald einer. Ein anderer gar: „Können Sie überhaupt lesen?“

Vorhaben stockt

Werner de Witt saß am Rand, wo der Bauunternehmer mehr als eine halbe Stunde seine seit Jahresanfang stillstehende Baustelle am Marktplatz verteidigte. De Witt hatte dort ein Haus zum Teil abgerissen, um neue Wohnungen zu bauen. Bisher stockte das Vorhaben, wegen eines Rechtsstreits und fehlender Baugenehmigung. Gegen fachliche Angriffe wehrte sich de Witt vehement. Karl-Heinz Mellis rang ihm die Zusage ab: Geht alles nach Plan, wolle er in zehn Wochen mit dem Bau beginnen.

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Von Stephanie Weltmann

Die Politik, die zum Teil ehrenamtliche Vertreter von Vertretern geschickt hatte, geriet zunehmend unter Druck. Dass sich manch einer bei konkreten Fragen verhaspelte, erschwerte die Lage.„Ich bin entsetzt, wie schlecht sie vorbereitet sind“, meinte eine Frau.

Beim Thema Einzelhandel kam ein geplanter Kaufpark auf die Tagesordnung, der an der Bottroper Straße entstehen soll. Der Autohaus-Chef Kai Brandenburg will dazu den von ihm gekauften Bunker und benachbarte Wohnhäuser abreißen. Friederike Surmann von der Bunker-benachbarten Fleischerei beschrieb ihre Sorgen: „Das Dach des Bunkers ragt zum Teil über unser Grundstück.“ Beim Abriss habe sie Bauchschmerzen.

Brandenburg war nicht vor Ort. So wurden Spekulationen um sein Projekt und folgende Schließungen anderer Supermärkte laut. Die Stadt sagt auf Nachfrage dieser Zeitung, dass die Anträge zum Abriss und Neubau vorliegen – Genehmigungen gebe es noch nicht. Der Inhaber des „Rewe“ an der Gildenstraße weist Gerüchte zurück, dass er 2014 schließt.