Oberhausen. Bürgerverein „Wir sind Oberhausen“ will Dach für alle Bürgerinteressen bilden. Politik spiele Bürger gegeneinander aus. „Grüne haben ihre Basis verlassen“.

Sie haben gekämpft – aber verloren? Den Abriss des Hauses der Jugend (HdJ) konnte der Bürgerverein „Wir sind Oberhausen“ (WSO) nicht verhindern. Von SPD, Jusos und Grünen wurden sie als Nörgler abgetan, die ihre partikularen Interessen verfolgen. Den Imageverlust spürt die WSO, aber nicht die Entmutigung: „Uns geht es doch nicht allein um das HdJ, wir wollen eine Plattform für Bürger sein, die für ihren Stadtteil aufstehen“, winkt WSO-Mitglied Albert Karschti ab.

Es ist ein langsamer Prozess, dessen Beginn der Bürgerverein inzwischen an einigen Stellen in der Stadt erkennt: „Die Bürger wollen Mitsprache, ihre eigenen Ideen in die Entwicklung ihres Stadtteils einbringen und an Konzepten beteiligt werden, nicht nur zum Abnicken“, ist WSO-Sprecher Udo Sommer überzeugt.

Bürger wollen mehr Verantwortung übernehmen, besonders dort, wo Politik seit Jahren im Schlummermodus fährt. Ein solches Beispiel bahnt sich aktuell in Osterfeld an: Über hundert Anrufe hat Karl-Heinz Mellis in kurzer Zeit bekommen, seit er einen Runden Tisch für seinen Stadtteil ankündigte. „Einer rief aus Sterkrade an und fragte, ob er mitmachen könne“, erzählt Mellis, denn auch im Nachbarstadtteil liege einiges im Argen.

Verein will bald ein eigenes Bürgerbüro

„Wir müssen ein Gefühl für das ganze Oberhausen schaffen“, sieht der WSO-Vorsitzende Guido Horn die wohl schwierigste Aufgabe des Vereins vor sich: ein Dach zu bilden, unter das viele Interessen schlüpfen können. Denn der Sterkrader, Osterfelder und Alt-Oberhausener blicke selten über seinen Kanalrand hinaus. Das sei aber notwendig, „sonst werden wir von der Politik immer nur einzeln betrachtet und gegenseitig ausgespielt“.

Obwohl die WSO mit politischer Gegenwehr gerechnet hat, ist sie von den Grünen besonders enttäuscht: „Sie sind leider roter geworden als die Roten selbst und haben ihre Basis als frühere Bürgerbewegung verlassen“, kritisiert Horn. Das gelte zum Teil auch für die Opposition, die bei vielen Themen stärker nachhaken und eigene Vorschläge entwickeln müsste.

Einen wichtigen Schritt zur Bündelung von Bürgerinteressen und Problemen will der Verein bald schon mit einem eigenen Bürgerbüro angehen. „Wir sind keine Nörgler und Nein-Sager“, bekräftigt Albert Karschti, „wir wollen mitgestalten.“ Vielleicht sogar als Wählergemeinschaft zur Kommunalwahl.