Oberhausen. Im Big Air Package, seiner Kathedrale in Weiß, beantwortete der Weltstar-Künstler Christo geduldig Fragen.Die Fans mögen seine sympathische Art und dass er von seinen eigenen Ideen schwärmen kann.
Ein Publikumsmagnet war die Diskussion mit Weltstar Christo im Big Air Package im Gasometer. Im Nu waren die 250 Plätze ausverkauft. Dicht gedrängt sitzend auf den Stufen und dem Boden, erwarteten die Fans des Künstlers Auftritt in der von ihm erschaffenen Kathedrale in Weiß und begrüßten ihn mit tosendem Applaus.
„Stellen Sie Fragen!“
„Ok, ich bin da“, sagte Christo. „Sie kennen mein Werk, stellen Sie Fragen. Außer über Politik, Religion und andere Künstler rede ich gern über alles.“ Dass er dies auf Englisch tun werde, war ausgemachte Sache. Doch Christo-Fotograf Wolfgang Volz versprach, deutsch gestellte Fragen zu übersetzen. „Wer traut sich anzufangen?“ Nach winziger Verzögerung meldete sich ein Zuhörer und erhielt das fliegende Mikrofon: „Sie waren nun zwei Mal in Oberhausen, wie steht’s mit einem dritten Auftritt?“
„Ich werde darüber nachdenken“, sagte Christo schmunzelnd und machte darauf aufmerksam, dass sein Package ja noch gut 60 Tage lang besichtigt werden könne.
Big Air Package
Und dann ging’s Schlag auf Schlag. „Was wollen Sie uns mit diesem Kunstwerk sagen?“ „Haben Sie schon eine Erlaubnis fürs Arkansas-River-Projekt?“ „Warum ist das Package außen braun?“ „Im Gegensatz zu Ihnen wollen die meisten Künstler etwas Bleibendes schaffen. Was ist Ihr Kunstverständnis?“
Erschaffen möchte Christo nur „Freude, Genuss und Schönheit“. Das äußere Braun und das innere Weiß des Riesen-Luftpakets ermögliche den größtmöglichen Kontrast. „Die Differenz ist so enorm, viel größer, als Sie es erwarten.“ Dass er ausschließlich vergängliche Kunstwerke erschaffe, stimme nicht. „Es verschwindet nicht alles, was ich mache. Es gibt in vielen Museen der Welt bleibende Objekte von mir.“ Doch Außenprojekte seien oft bestimmt für Jahreszeiten, „The Gates“ im Central Park in New York beispielsweise für den Winter, da die Bedingung fürs Erlebnis gewesen sei, dass die Bäume keine Blätter trugen. Ein Sommerprojekt werde hingegen „Over the River“ in Colorado, ganz offensichtlich sein derzeitiges Lieblingsvorhaben, da Christo bereits davon schwärmte, als er im Juni Freunden sein Big Air Package zeigte.
Warum finden die Leute Christo so sympathisch? „Weil er das absolute Gegenteil von arrogant ist.“ „Weil er jede Frage ernst nimmt und weil, wer ihm zuhört, spürt, wie ihn seine eigene Kunst begeistert.“ Ein Beispiel: „Welches Ihrer Projekte mögen Sie am meisten?“ Christo: „Madame, haben Sie Kinder?“
Erst als niemand mehr etwas fragen wollte, schwieg auch Christo. Doch er blieb noch, bis er alle Autogrammwünsche erfüllt hatte.