Oberhausen. . Der 78-jährige Verhüllungskünstler Christo besucht seine Skulptur “Big Air Package“ im Oberhausener Gasometer – und zeigt sich hocherfreut vom Publikumszuspruch. In der Ausstellung wird in der kommenden Woche der 250.000. Besucher erwartet.

„Aber das ist doch...“ – ja: Christo selbst war erschienen. Und die Besucher der aus 5,3 Tonnen aufgeblasenem Tuch bestehenden XXL-Skulptur „Big Air Package“ im Gasometer Oberhausen trauten ihren Augen kaum. Augenblicklich schwoll die Menschentraube um den Verhüllungskünstler, und selbst das geschah, wie alles in diesem großen Paket aus Luft und weißer Farbe zart und sacht gedämpft. Erinnerungsfotos im Dutzend, dann muss der Meister dringend weiter. Und die Menschen legen sich wieder auf die weißen Kissen, um entspannt in die Luft zu gucken, setzen sich wieder auf die Treppen, um entspannt zu plaudern oder still zu sinnieren.

„Zwei Instanzen“ braucht es noch, dann ist sein Projekt, bei dem der Arkansas River mit Stoff überspannt werden soll, in trockenen Tüchern.
„Zwei Instanzen“ braucht es noch, dann ist sein Projekt, bei dem der Arkansas River mit Stoff überspannt werden soll, in trockenen Tüchern. © WAZ FotoPool

Christo, der aus Nizza kam und tags drauf eine Ausstellung mit seinen Skizzen im belgischen Seebad Knokke eröffnen wollte, war blendender Laune, vielleicht auch, weil er von den Gasometer-Machern gehört hatte, dass man in der nächsten Woche den 250.000. Besucher in der seit Mitte März geöffneten Innenraum-Skulptur erwarte. Seinen grauen Parka wollte der 78-Jährige trotz der schwülwarmen Temperaturen unbedingt anbehalten („da sind so viele wichtige Sachen drin“), und so mochten die Besucher draußen vor der Gasometer-Tür den Herrn mit der schlohweißen Mähne noch für den herbeieilenden Hausmeister gehalten haben. Drinnen aber gab’s angesichts der vielen Christo-Fotos der Begleitausstellung kein Vertun mehr.

Jeder zehnte Besucher aus dem Ausland

Das Luftpaket lockt nicht nur Gäste aus dem befreundeten Umland, sondern auch aus Südamerika, den USA und sogar von den Seychellen. Jeder zehnte Besucher, gibt ein Gasometer-Sprecher zu Protokoll, komme aus dem Ausland; das schließe man aus den Postleitzahl-Stichproben an den Kassen. Trotz der kleinen, beharrlichen Fortschritte bei seinen beiden nächsten großen Außenprojekten – der Überdachung des Arkansas River auf 65 Meilen mit durchsichtigem Stoff und der Errichtung einer Ölfass-Pyramide in Abu Dhabi („Mastaba“) – schwärmt Christo von der „einzigartigen Erfahrung“ in seiner 90 Meter hohen Skulptur im Gasometer: „Als ich die Skizzen gemacht habe, konnte ich noch nicht einmal ahnen, was daraus wird!“

Christo, gut gelaunt in Oberhausen.
Christo, gut gelaunt in Oberhausen. © WAZ FotoPool

Im August wird die Öffnungszeit im Gasometer an allen Donnerstagen bis 21 Uhr verlängert, um aus dem Big Air Package ein „Night Air Package“ zu machen. Zeitweise soll auch die Deckenbeleuchtung ausgeschaltet werden, um den Dämmerungseffekt im Inneren zu verstärken. Geöffnet bis 30. Dezember.