Oberhausen. . Krisensitzung vor dem Ratsbeschluss zum Haus der Jugend am heutigen Montag. Stimmung ist eine Mischung aus Entrüstung, Wut und schwerem Kater.

Es ist eine Mischung aus Entrüstung, Wut und schwerem Kater, die im Gemeindezentrum von St. Marien ventiliert. Der Bürgerverein „Wir sind Oberhausen“ (WSO) hat kurz vor dem Ratsbeschluss zum Haus der Jugend zur Krisensitzung der Anwohner des Marienviertels aufgerufen. Denn zu erwarten ist, dass im Rat am heutigen Montag mit Stimmenmehrheit von SPD, Grünen und FDP der Abriss des Gebäudes beschlossen wird.

Die Notwendigkeit des Abrisses bestreitet der Bürgerverein. 2,8 Millionen Euro würde der Erhalt kosten, begründete das Oberhausener Gebäudemanagement (OGM) die Unwirtschaftlichkeit einer Sanierung. Geld, das die klamme Stadt angeblich nicht hat. 1,5 Millionen Euro führt dagegen der Bürgerverein für eine Sanierung ins Feld – wenn man mit Fördermitteln des Denkmalschutzes arbeite. Ansonsten 2,3 Mio bei einer umfassenden Erneuerung des Gebäudes. Ein Gutachten über die Kosten liegt dem WSO jetzt vor. Man werde das nun weitergeben, sagt Guido Horn, Vorsitzender des Vereins.

Abriss abgehakt

Politisch scheint der Abriss schon lange abgehakt: SPD und Grüne befürworten ihn offenbar, seitdem die OGM das Gebäude vor mehr als einem Jahr vorübergehend schloss - aus Sicherheitsgründen hieß es damals. Die eigentlich für die Sanierung vorgesehenen Mittel sind offenbar schon für den Umzug des Stadtarchivs von Tackenberg nach Lirich kalkuliert. Bereits vor zwei Jahren widmete man zudem Konjunkturmittel für das Jugendhaus am John-Lennon-Platz um und steckte sie ins Bert-Brecht-Haus, wo die Kosten explodierten.

Obwohl Rot-Grün beteuerte, den Abriss offen mit Bürgerbeteiligung zu diskutieren und sogar einem Zweitgutachten der WSO zustimmte, konnte sich die Koalition letztlich auf ihre Stimmenmehrheit in den Gremien (Bezirksvertretung, Jugendhilfeausschuss, Finanzausschuss) verlassen.

Bedenken überstimmt

Bedenken von Bürgern und CDU-Opposition wurden überstimmt, Konzepte für eine Verlagerung des Jugendhauses beantragt und durchgesetzt. Die Stadttochter OGM reichte vorsorglich im Juni 2013 den Abriss ein.

Diese Mechanik aus Mehrheitspolitik und Verwaltungsapparat schafft Raum für Verschwörungstheorien. „Es ist eine gottverdammte Lüge, dass das Haus der Jugend nicht denkmalschutzgeeignet sei“, wetterte bei der Bürgerversammlung am Freitag Architekturprofessor und Eisenheimretter Roland Günter. Von einem „Drehbuch“ ist hier die Rede, das bis in den Landschaftverband Rheinland und sogar ins Landesbauministerium reiche. Dort sitzt der Oberhausener SPD-Bauminister Michael Groschek, der unerwartet im August Fördergelder in Aussicht stellte – allerdings für das geplante neue Haus der Jugend in der Stadtmitte.