Oberhausen. An Jörg Mazurs „Concordia“ scheiden sich die Geister. Die Frauenskulptur ist nackt tanzend dargestellt und verkörpert eine römische Göttin. Nun soll sie am Kreisverkehr in Oberhausen aufgestellt werden. Gleichstellungsstelle und Integrationsrat sind empört.

Noch ist sie nur im Kleinformat zu bestaunen, im Atelier von Jörg Mazur: Concordia, die römische Göttin der Eintracht, in Mazurs Version eine dralle, tanzende Frau, die vor Lebensfreude nur so sprüht.

Nach Wunsch des Künstlers steht sie schon bald viereinhalb Meter groß und in Bronze gegossen inmitten des Kreisverkehrs an der Concordiastraße und erinnert dort an die gleichnamige Zeche. Doch das Unterfangen droht an der Kritik aus vielerlei Richtungen zu scheitern. Insbesondere die unbeschwerte Nacktheit der Skulptur stößt auf.

Keine Pornografie, aber obszön

„Grenzwertig“, so lautet das Urteil von Britta Costecki, der städtischen Gleichstellungsbeauftragten, zur Bronzegöttin. Auch wenn diese weder als sexistisch noch als pornografisch einzustufen sei, so werde hier doch wieder eine Frau aufs Körperliche reduziert, „so wie es ohnehin überall schon gemacht wird“.

Jörg Mazurs Concordia.
Jörg Mazurs Concordia. © WAZ FotoPool

In einem Kreisverkehr die Möglichkeit zu haben, auf Po oder Busen einer Frauenfigur zuzufahren, sie zu umrunden – Costecki findet: „Das geht gar nicht.“ Auch sei es nicht möglich, sich der Nacktheit zu entziehen an einem so zentralen Platz, auch nicht, wenn sittliches Empfinden gestört wird von Menschen aus anderen Kulturkreisen oder wenn ein unangenehmes Gefühl entstehe bei Frauen, die Gewalterfahrungen gemacht haben. Mit Prüderie, nimmt Costecki unfaire Reaktionen auf ihre Bedenken vorweg, habe dies nichts zu tun.

Britta Costecki war mit ihren Kritikpunkten nicht alleine, als sich im Bert-Brecht-Haus Vertreter aus Kunst, Kultur und Politik zusammenfanden, um mit dem zur Unterstützung gegründeten Verein Concordia e.V. das Projekt zu diskutieren. Auch Ercan Telli, Geschäftsführer des Integrationsrates, bezweifelt die Akzeptanz der Oberhausener, eine nackte Frauenfigur in einem Kreisverkehr aufzustellen. Wobei die Nacktheit das eine sei – „Das könnte diskriminierend aufgefasst werden“ – und der Standort das andere, was man bedenken müsse.

Neugier könnte Unfälle verursachen

Abgesehen davon, dass man bei der Größe der Skulptur stets auf den „unteren Teil“ der Frau zufahre („Das ist obszön“), könnte die Neugier der Autofahrer auch Unfälle verursachen. Telli: „Es wäre sinniger, die Concordia dort aufzustellen, wo die Menschen Zeit und Muße haben, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Vielleicht im Kaisergarten.“

Für Jörg Mazur ist die Nacktheit seiner Concordia unerlässlich. „Sie zeigt den Menschen in seiner Natürlichkeit, hat etwas archaisches, ist zeitlos und universell.“ Seine Concordia genieße das Leben, so wie Gott sie geschaffen hat. Dennoch nehme er Kritik ernst, besonders die der Unfallgefahr. Viel habe er hierzu recherchiert, aber nichts Stichfestes gefunden. Mazur: „Abgelenkt wird man immer, durch Wahlplakate – oder eine schöne Frau.“