Oberhausen. Ein Kommentar von Christian Icking.
Wann ist der richtige Zeitpunkt aufzuhören? Oberbürgermeister Klaus Wehling hat diese Frage für sich und die Oberhausener SPD gleich mit entschieden: erst im Oktober 2015 mit Ablauf seiner offiziellen Amtszeit. Das hat er vor einer Woche verkündet, doch das Thema ist damit längst nicht abgehakt. Im Gegenteil: Die Aufregung ist groß.
Es sei allein seine Sache zu entscheiden, ob er bis 2015 bleibe oder den Weg für eine gemeinsame Rats- und Oberbürgermeisterwahl im Mai 2014 freimache, hatte die Sprachregelung der örtlichen SPD-Führung stets gelautet – jetzt geht das Erstaunen über Wehlings Entschluss zu bleiben quer durch Partei und Fraktion. Die Verstimmung unter den Oberhausener Sozialdemokraten ist augenscheinlich groß. Es stellt sich die Frage, inwieweit Wehlings Entscheidung nicht nur eine alleinige, sondern letztlich auch eine einsame ist.
Er will Spuren hinterlassen
Oberhausen hat nach dem Ende des Nothaushaltsrecht erstmals wieder Gestaltungsmöglichkeiten. Und die SPD hat gemeinsam mit den Grünen ein ehrgeiziges und investitionsträchtiges Konzept zur Stadtentwicklung vorgelegt. Nach langer Agonie soll sich jetzt endlich wieder etwas bewegen in der Stadt. Ihr erster Mann sagt, dass er dazu seinen Anteil leisten will und durch seine Kontakte auch kann. Als Oberbürgermeister ist Wehling immer schon mehr als ein Grüßaugust gewesen, zu dem ihn die bärbeißige CDU-Opposition heruntermachen will. Jetzt hat er die Chance zu beweisen, dass er auch ein erfolgreicher Kommunalmanager ist. Wehling will Spuren hinterlassen.
Ganz abgesehen von wahltaktischem Kalkül um die zeitlich richtige Positionierung potenzieller Nachfolger wie etwa OGM-Chef Hartmut Schmidt oder Awo-Chef Jochen Kamps und die Frage des Machterhalts in dieser traditionell rot gefärbten Stadt; ganz abgesehen von der Tatsache, dass Wehlings Verbleib im Amt vom Wähler legitimiert ist und er damit jedes Recht hat weiterzumachen: Der 66-Jährige hat sich vom persönlichen Entscheidungsdruck aus den Reihen der SPD befreit, sich und seine Genossen aber gleichzeitig unter einen neuen Erfolgszwang gesetzt. Die ambitionierten Pläne für Markthalle, HDO und Gartendom oder die Attraktivierung der Stadtteilzentren müssen gelingen, wollen Wehling und mit ihm die SPD nicht deutlich an Ansehen bei den Bürgern verlieren.
Die Konsequenz daraus ist: Klaus Wehling muss liefern.