Oberhausen.

Die Entscheidung von Oberbürgermeister Klaus Wehling (66), seine Amtszeit nun doch bis Oktober 2015 auszufüllen, hat die Oberhausener SPD-Basis völlig überrascht – und auf dem falschen Fuß erwischt. Einer hat bereits gehandelt und sorgt für Stabilität: Wolfgang Große Brömer (61) hat sich nun doch entgegen früherer Ankündigungen entschieden, bei der Kommunalwahl im Mai 2014 wieder anzutreten – und als SPD-Ratsfraktionschef weiterzumachen.

Aus der Zeitung erfahren

Noch Tage nach der Verkündung von Wehlings Votum, das selbst wichtige SPD-Ratsleute erst aus der Zeitung erfahren haben, merkt man die Verblüffung , wenn man sie nach ihrer Bewertung fragt. Über viele Monate sind nicht nur Partei-Entscheider davon ausgegangen, dass Wehling vorzeitig zurücktritt, weil er sich den Stress nicht mehr antun will. Nun wird über mögliche Nachteile für die SPD geredet.

„Der Entschluss ist unglücklich, weil sich so die Partei schlechter auf die Kommunalwahl vorbereiten kann.“ Ein anderer meint: „Wir müssen uns jetzt erst einmal eine neue Strategie überlegen, weil wir ja keinen echten Spitzenkandidaten haben.“ Ein weiterer: „Das ist auf alle so eingeprasselt, dass das jeder für sich verarbeiten muss.“

Die SPD-Politiker sehen nun die Gefahr, dass bei der nun in Oberhausen von der Ratswahl abgetrennten Oberbürgermeister-Wahl 2015 nur noch Personen eine Rolle spielen, nicht die SPD-Inhalte.

CDU gießt Öl ins Feuer

Die CDU gießt noch Öl ins Feuer. Offiziell haben die Christdemokraten Wehlings Schritt zwar kritisiert, weil sie seine Arbeit für mangelhaft halten, intern herrscht jedoch Freude: Sollte man bei der Kommunalwahl im Mai zulegen, könne man sich gute Hoffnung machen, in der OB-Wahl 2015 den neuen SPD-Kandidaten, ohne Amtsbonus versehen, zu schlagen. Ein CDU-Oberbürgermeister in Oberhausen? Ja, das sei bei der getrennten Wahl möglich, bei einer gemeinsamen Wahl mit dem Rat aber wohl undenkbar, heißt es.

Wohl auch deshalb ist keine Begeisterung in der SPD über Wehlings Entscheidung zu spüren: „Sie ist zu respektieren“, sagt man nur.

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Beruhigend für die SPD wirkt in diesem Szenario, dass einer der mächtigsten SPD-Politiker weiter eine führende Rolle spielt: Große Brömer. Am Montag stellte er sich plötzlich der Fraktion mit selbst gefertigten Zetteln („Weitermachen Ja oder Nein?“ ) zur Wahl: Bei nur einer Gegenstimme genießt er volle Rückendeckung. Ein Grund: Die SPD muss nach der Wahl schon vier wichtige Posten neu besetzen: Drei Bezirksbürgermeister und einen SPD-Fraktionsvizeposten: Anne Janßen hört auf. „In dieser Lage brauchen wir erfahrene Kräfte wie Wolfgang“, heißt es.