Oberhausen. . Bindung schützt Kinder. Projekt des Rotary Club Oberhausen Antony-Hütte.Kurse für Mütter und Väter sollen Kindern eine sichere Grundlage geben

Für alles und jedes braucht man in Deutschland eine Bescheinigung, aber Kinder darf jeder auch ohne Diplom bekommen. So spricht Volkes Stimme bisweilen. Nun wäre es verfassungswidrig, einen Befähigungsnachweis für Mütter oder Väter einzuführen – aber Unsicherheit mit Blick auf die Geburt des Kindes und das Leben danach werden viele werdende Eltern kennen und damit auch den Wunsch nach Unterstützung.

Eltern, die ihr Kind von klein auf verstehen und eine Bindung zu ihm herstellen, sind ein Segen für den Nachwuchs. Denn: „Bindung schützt“. Dies ist auch das Motto des psychosozialen Projekts, das der Rotary Club Oberhausen Antony-Hütte anlässlich seines 50-jährigen Bestehens 2013 ins Leben gerufen hat und finanziert. Es besteht aus mehreren Einzelprojekten, zu denen auch so genannte SAFE-Kurse für Eltern gehören.

Das SAFE-Konzept nach Deutschland geholt und weiterentwickelt hat Privatdozent Dr. Karl-Heinz Brisch. Der Bindungsforscher vom Klinikum der Universität München war auf Einladung der Rotarier zu einer Fachtagung in Oberhausen. Sein Credo: „Das Bedürfnis, sich zu binden, ist für Menschen überlebenswichtig.“ Aber diese Bindung entstehe nicht automatisch, sondern „wir müssen etwas dafür tun“.

Einfühlungsvermögen

Dabei kreist sein Konzept immer um die Begriffe „Feinfühligkeit“ und „Einfühlungsvermögen“. Von Anfang an gehe es darum, die Signale des Kindes wahrzunehmen, sein Schreien, Weinen, seine Mimik zu deuten. „Babys brauchen eine Bindungsperson, die herausrätselt, was los ist, und rasch und angemessen antwortet“, erklärt Karl-Heinz Brisch, „und wenn das Baby oft erlebt, dass das funktioniert“, dann ergebe sich daraus eine sichere Bindung, ein sicheres Fundament fürs Leben.

Aber die Fähigkeit zum Entschlüsseln der Babysignale – haben die nicht alle Eltern selbstverständlich? Eben nicht, meint der Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Eltern haben keine Erfahrung mit Babys mehr.“ Weil es zum Beispiel weniger Geschwisterkinder gibt, mit denen man „üben“ könnte. Die Unsicherheit im Umgang mit Babys oder gar die Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern „kommt in allen Schichten vor, unabhängig vom Bildungsgrad, von arm oder reich“, sagt Brisch.

Die SAFE-Kurse beginnen vor der Geburt und dauern zwei Jahre. Eltern lernen in diesen Seminaren, mit den Babys zu sprechen, sie zu verstehen, mit ihnen zu spielen – inklusive ganz praktischer Sachen wie wickeln.