Oberhausen. . Oberhausener Kinder pflegen nicht gründlich ihre Zähne oder besuchen regelmäßig den Zahnarzt. Laut der Barmer GEK hat mehr als jeder zweite Grundschüler in Oberhausen Karies. Grund dafür soll das Aufnehmen von zuckerhaltigen Getränken und Lebensmitteln, sowie das Nichtbeachten der Zahnhygiene sein.

Zwei von drei Kindern im Vorschulalter haben noch nie eine Zahnarztpraxis von innen gesehen, schlägt die Barmer GEK in Oberhausen Alarm. Zahlen des Zahnmedizinischen Dienstes der Stadt belegen zudem, dass mehr als jeder zweite Grundschüler mit Karies zu kämpfen hat. In der Altersgruppe zwischen zwei und sechs Jahren sind dagegen noch 72 Prozent der Kinder kariesfrei. „Schon Kinder im Alter von zwei oder drei Jahren kommen mit völlig zerstörten Milchzähnen zu mir in die Praxis“, sagt Dr. Kathrin Mehlhase, die sich als Kinderzahnärztin spezialisiert hat. Am gestrigen „Tag der Zahngesundheit“ machten sowohl Stadt als auch die Barmer auf die Missstände aufmerksam.

Schulbesuche mehrmals jährlich

„Es gibt zwei große Probleme. Zum einen die Ernährung mit zuckerhaltigen Getränken und Lebensmitteln“, so Dr. Ursula Nechita vom Zahnmedizinischen Dienst. „Zum anderen wird vor allem bei vielen jüngeren Kindern nicht ausreichend auf die Zahnhygiene geachtet.“ Gerade in Familien mit einem schwierigen sozialen Hintergrund sei das der Fall.

„Mehrmals jährlich besuchen unsere Mitarbeiter Schulen und Kindertageseinrichtungen in der Stadt, um die Kinder zahnmedizinisch zu untersuchen“, so Nechita. Im vergangenen Schuljahr 2012/13 wurden von 7032 gemeldeten Kindern 6660 in Augenschein genommen. „Dabei fällt auf, dass in den vergangenen 15 Jahren bei den bleibenden Zähnen die Zahl der Kariesfälle um 63 Prozent zurückgegangen ist.“ Ein Erfolg, der sich vor allem durch die Behandlung mit Fluoridlack erklären lasse. „Diese Maßnahme, mit der der Zahnschmelz gehärtet wird, ist die effektivste. 75 Prozent der Eltern geben dazu ihr Einverständnis.“

Auch Beratungstermine möglich

Beim Zahnmedizinischen Dienst der Stadt Oberhausen können auch Beratungstermine unter der Nummer 825-6169 vereinbart werden. Er sitzt in Sterkrade an der Tirpitzstr. 19.

Dort gibt es Tipps zur Ernährung, angeleitetes Zähneputzen und Beratung zur Fluoridanwendung. Mittwochs ab 13.30 Uhr gibt es eine offene Sprechstunde, Termine sind nicht nötig.

Zahnhygiene wird oft vernachlässigt

Doch lenke das nicht von den Missständen ab. „Gerade bei den jüngeren Kindern wird die Zahnhygiene oft vernachlässigt.“ Nechita ruft in Erinnerung, dass auch Milchzähne von Karies befallen werden können. „Darum sollten Eltern darauf achten, dass sich ihr junger Nachwuchs schon die Zähne reinigt oder putzt.“ Hier greife die Vorbildfunktion. „Aber auch der Gesetzgeber ist in der Pflicht, Zahnarztbesuche in die Vorsorgeuntersuchungen aufzunehmen.“

Da viele Kinder durch die Ausweitung des Ganztages viele Stunden in Schulen oder Kitas verbringen, müsse man auch in diesen Einrichtungen reagieren. „Darum haben wir gestern eine Aktion an der Concordiaschule gestartet. Ab sofort putzen sich die rund 130 Schüler nach dem Essen gemeinsam die Zähne.“

Vorbildfunktion der Eltern

Die Kinderzahnärztin Mehlhase nahm gestern an einem Stand der Barmer GEK in Sterkrade mehrere junge Patienten unter die Lupe. Sie sieht ebenfalls den Gesetzgeber am Zug, der die Pflicht zum Zahnarztbesuch beschließen könne.

„Aufgrund der Vorbildfunktion ist es zudem wichtig, dass sich Eltern um ihre eigene Zahnhygiene kümmern“, so Mehlhase. „Das färbt dann auf die Kinder ab.“ Es gelte aber: „Egal, wie viel Theater ein Kind beim Zähneputzen macht, es ist immer schlimmer wenn am Ende eine Füllung notwendig ist.“