Oberhausen. . An der Straße Hausmannsfeld ist der Streit um die Vorfahrt neu entbrannt. Dass Busse Vorrang vor Grundschülern haben, ist den Bürgern unverständlich.
Von seiner Nachbarin erzählt Hans Mauelshagen. Deren Sohn besuche die Grundschule an der Straße Hausmannsfeld, doch obwohl diese nur wenige Meter vom Elternhaus entfernt sei, begleite die Nachbarin ihr Kind auf jedem Schulweg. „Die Menschen haben Angst um ihre Kinder“, sagt Mauelshagen. Er erläutert: Seit die Stadt 2011 die Tempo-30-Zone Hausmannsfeld zur Vorfahrtsstraße erklärt hatte, sei die Unfallgefahr in dem Wohngebiet mit einer Grundschule, drei Kindertagesstätten und zwei Gemeindezentren auf 400 Metern enorm gestiegen.
Mauelshagen ist nicht nur Anwohner der Siedlung. Er ist von Beruf Fahrlehrer, schult bei der Dekra Berufsfahrer und hat sich die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr auf die Fahnen geschrieben. Für diese Sicherheit vor seiner Haustür setzt sich Mauelshagen mit einer Gruppe von Anwohnern der Straße Hausmannsfeld seit Jahren vehement ein. Bisher ohne Erfolg.
Änderung für eine Buslinie
Laut Straßenverkehrsordnung gilt in Tempo-30-Zonen rechts vor links, um den Verkehr dort zu entschleunigen. Nun hatte die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen aber 2003 empfohlen, 30er-Zonen zu Vorfahrtstraßen zu erklären, wenn dadurch Busse schneller von A nach B kommen.
Die Straße Hausmannsfeld nutzt die Linie SB 94, es gibt zwei Haltestellen und einen Endhaltepunkt in direkter Nähe. Fahrzeit: zwei Minuten. An vier Seitenstraßen mussten Busse – und Autos – bisher abbremsen, um rechts vor links zu beachten. Die Stadt sah eine Chance zur Zeitersparnis und änderte die Vorfahrt.
Obwohl eine Sprecherin der Verkehrsbetriebe Stoag im Mai 2012 erklärte, dass die neue Regelung nicht zu einer Zeitersparnis auf der Linie SB 94 führe, betonte die Stadtverwaltung gegenüber den Medien und den Bürgern immer wieder die vermeintliche Zeitersparnis. Übermäßig viel Raserei, hieß es, sei nicht festzustellen, das belegten Messungen der Polizei. Eine Gefährdung für Kinder und Alte sieht man durch die Vorfahrtsstraßenregelung nicht.
Straße als Abkürzung
Mauelshagen findet diese Feststellung unverantwortlich und aus der Beobachtung an der Straße nicht richtig. „Kaum ein Autofahrer hält sich in der 30er-Zone ans Tempolimit“, sagt der Fahrlehrer. Er rechnet die Konsequenzen vor: „Bei Tempo 30 hat man einen Anhalteweg von 13 Metern. Bei Tempo 40 sind es schon 19 Meter und bei Tempo 50 sogar 27 Meter.“
Doch diese Rechnung, mahnt Mauelshagen an, gelte lediglich bei einer rechtzeitigen Notbremsung. „Wegen der vielen parkenden Autos ist die Straße aber gar nicht übersichtlich, was die Unfallgefahr erhöht.“
Zudem sei das Verkehrsaufkommen am Hausmannsfeld durch die Vorfahrtsänderung gestiegen. Viele Autofahrer nutzten die Straße als Abkürzung, um das Warten an umliegenden Ampeln zu umgehen. Mauelshagen: „Wir Anwohner wissen, wovon wir reden, die Stadt sollte uns endlich zuhören.“
Verkehrswacht hat Tempo über Wochen gemessen:
Neuen Zündstoff sehen Anwohner im Kinderunfallatlas der Bundesanstalt für Straßenwesen. Dieser stellt für Oberhausen eine hohe Unfallbelastung für Kinder fest. Von 412 deutschen Kreisen und Städten landete Oberhausen auf Platz 392 (2006 bis 2010).
Dieter Elsenrath-Junghans, Vorsitzender der Verkehrswacht, warnt vor vorschnellem Urteil: „Die Zahlen sind nicht mehr aktuell, die Lage hat sich gebessert.“ Über mehrere Wochen hatte die Verkehrswacht 2012 das Tempo am Hausmannsfeld gemessen, Ergebnisse liegen in der kommenden Woche vor. „Dann haben wir mehr Klarheit.“