Oberhausen. Das Haus der Jugend am John-Lennon-Platz im Marienviertel von Oberhausen soll abgerissen werden. So hat es der Rat der Stadt mehrheitlich beschlossen. Der Verein, der das Haus retten will, ist empört – und geht nun mit Anwälten gegen die Stadt vor. Die Stadttochter OGM sieht das entspannt.

Auch nach dem eindeutigen Ratsbeschluss durch SPD, Grüne und FDP für den Abriss des Jugendzentrums im Marienviertel und für den Bau eines neuen Jugendhauses in der Innenstadt lässt die Bürgerinitiative „Wir sind Oberhausen“ (WSO) nicht locker.

Mit Hilfe des Düsseldorfer Anwalts Andreas Riegel fordert man die Bezirksregierung auf zu prüfen, ob der Auftrag der Stadttochter OGM an „BST Becker Sanierungstechnik“ für den Abriss des aus den 50er Jahren stammenden Gebäudes nicht eine „rechtswidrige De- facto-Vergabe“ gewesen sei. Riegel meint, dass eine EU-weite Ausschreibung für den Abriss nötig sei, weil die Abrisskosten mit 212.000 Euro höher seien als der EU-Vergabeschwellenwert für Dienstleistungen von 200.000 Euro.

„Wir sehen das entspannt“

Tatsächlich hat die OGM den Abriss nicht EU-weit ausgeschrieben, sie ist aber überzeugt, rechtlich korrekt gehandelt zu haben. Zum einen lägen die reinen Abrisskosten nur bei 156 000 Euro, zum anderen würden hier die EU-Schwellenwerte für Bauleistungen gelten – und die lägen bei fünf Millionen. „Wir sehen das entspannt“, sagt OGM-Sprecher Andreas Höfer. „Wir fühlen uns dem Rat verpflichtet und wollen das Gebäude nun schnellstmöglichst abreißen.“

Schon am Mittwoch rollten die Bagger vor Ort an – die Empörung über die Abriss-Entscheidung ebbt bei der WSO nicht ab.

Anwohner sprechen von „Hinterzimmerabsprachen“

Anwohner Roman Bartosch schreibt von „Sachkenntnis größtenteils freien und durch fast mafiöse Hinterzimmerabsprachen geprägte Vorgänge rund um den John-Lennon-Platz“. Als Beobachter der Ratssitzung am Montag wertet er: „Das Maß an Unehrlichkeit und offenkundiger Bürgerverachtung hat mich zutiefst schockiert.“

Auszüge aus dem Wutbrief eines Wutbürgers

Prof. Roland Günter, Retter der Eisenheim-Siedlung, empört sich im „Aufschrei über eine Vandalen-Untat: Hinrichtung der Bau-Ikone Jugendhaus“. Er sieht ein „hektisch durchgepeitschtes, blindwütiges Abreißen“. Der Prozess sei „unanständig“ abgelaufen.

Die „Denkmalpflege war unfähig, ein so wichtiges Gebäude eines Neubeginns nach dem NS-Regime ästhetisch zu beurteilen“. Und: „Es gab in Parteien und Presse Stillschweigen darüber, dass die OGM Instandhaltungen unterließ und gegen das Urheberrecht des Entwerfers verstieß.“

WSO-Sprecher Udo Sommer, der vor dem Hauptausschuss reden durfte, schreibt: „Die Grünen leben offenbar in einer Parallelwelt: Denn es gab nie eine Bürgerbeteiligung über die Planung bezüglich des Geländes John-Lennon-Platz und des Hauses, also wurde nie über das Vorhaben der Vermarktung des Platzes noch über den Abriss des Gebäudes geredet. Es wurde höchstens über diese bereits bestehenden Pläne der Verwaltung gesprochen, ohne dass diese jedoch auf dem Tisch lagen. Die im Hintergrund existierende Planung erwies sich als unumstößlich und nicht diskutierbar.“

Die Bürger hätten mit den Grünen nur über das Konzept der Sozialarbeit mit Kindern und Jugendlichen im Marienviertel und der Innenstadt sprechen dürfen. „Für die Anwohner und ihre Kinder bleibt dann am Ende nur noch Kleinkram zum Mitentscheiden übrig.“