Scharfe Kritik an dem Umgang der Grünen mit Stadtentwicklung und Jugendpolitik äußert der Bürgerverein „Wir sind Oberhausen“ (WSO) in einem offenen Brief an Bärbel Höhn. Darin appelliert die WSO an die Oberhausener Grüne im Bundestag, „Einfluss auf die Entwicklung in der Heimatstadt“ in Sachen Jugendarbeit zu nehmen.
Ausschlaggebend für den Brief ist eine Äußerung des grünen Vorstandssprechers Andreas Blanke zur Jugendarbeit: „Wir gehen dahin, wo die Jugendlichen sind und berücksichtigen die Wünsche der jungen Leute“. Tatsächlich sei es aber so, dass im Marienviertel am John-Lennon-Platz eine Jugendeinrichtung abgerissen werden soll, und stattdessen altengerechte Wohnungen geschaffen werden sollen, argumentiert Andrea-Cora Walther, Anwohnerin und Mitglied des Bürgervereins „Wir sind Oberhausen“.
SPD und Grüne planen derzeit ein neues Jugendzentrum an der Brüder Grimm Schule (Lothringer Straße) zu errichten. Darin sollen nun auch Gelder fließen, die ursprünglich für die Sanierung des Hauses der Jugend am John-Lennon-Platz gedacht waren. Denn einer Empfehlung des Prof. Deinet (Uni Düsseldorf) zufolge, werde in der Stadtmitte dringend Jugendarbeit benötigt.
Die WSO sieht jedoch einer Verlagerung der Jugendarbeit mit Skepsis entgegen, und stützt sich dabei auf Statistiken der Stadt zu den Sozialquartieren: Wenn man Stadtmitte und Marienviertel vergleiche, sei der Anteil der kinderreichen Haushalte im Marienviertel demnach sogar höher als in der Innenstadt. Kinder mit Auffälligkeiten in der Motorik, mit Bedarf an Sport sowie mit Sprachförderbedarf seien hier ebenfalls deutlich häufiger anzutreffen.
Der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund sei in beiden Vierteln gleich hoch, lediglich einen Unterschied zugunsten der Innenstadt sieht Walther in der Frage der Sozialgeldquote. Hier liege die Innenstadt über 50 Prozent, das Marienviertel jedoch auch bei nahezu 40 Prozent.